- •Isbn 978 - 5- 89040- 285- 1
- •Inhaltsverzeichnis
- •Введение
- •Lektion № 1 Die Stilistik als Wissenschaftsdisziplin
- •1. Stiltheoretische Grundlagen
- •1.1. Denkstil
- •1.2. Sprachstil
- •2. Der Stilbegriff: mündlicher Stil, schriftlicher Stil
- •2.1. Mündlicher Stil
- •2.2. Schriftlicher Stil
- •3. Zum Gegenstands- und Aufgabenbereich der Stilistik
- •4. Zur Entwicklung der Stilistik als wissenschaftliche Disziplin Stilistik und Rhetorik
- •4.1. Rhetorik
- •Septem Artes Liberales
- •4.2. Die geschichtlichen Besonderheiten der Rhetorik
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 2 Stiltheoretische Grundlagen
- •1. Sprache. Rede. Stil
- •2. Stil und Expressivität
- •3. Determinanten des Stils
- •4. Stilnormen
- •Stilzüge/ Stilmerkmale
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 3 Stilelemente
- •1. Die Bestimmung des Bergriffs "Stilelement"
- •2. Lexikalische Stilelemente
- •3. Stilfärbung
- •Stilschichten und Stilfärbung
- •4. Stilistische Aspekte der Synonymie
- •5. Stilistische Funktion der Synonymie
- •6. Stilistische Möglichkeiten erstarrter phraseologischer Wendungen
- •Stilistische Möglichkeiten einfacher phraseologischer Wendungen
- •Aktionsdifferenzierung
- •Empfohlene Literatur:
- •Lektion № 4 Stilistisch differenzierter Wortbestand
- •Polysemie und Homonymie
- •Allerwelts- und Modewörter
- •Schwammwörter
- •4. Flick- und Füllwörter
- •5. Antonyme
- •Jargonausdrücke
- •7. Termini
- •8. Stilistische Aspekte der territorialen und chronologischen Kennzeichnung
- •8.1. Dialektismen und territoriale Dubletten
- •8.2. Historismen, Archaismen und Neologismen
- •Neologismen
- •Anachronismen
- •9. Stilistische Aspekte des Fremdworts
- •Fremdwörter
- •Lehnwörter
- •"Kampf gegen die Fremdwörter um die Reinhaltung
- •Stilistische Funktionen des Fremdwortes
- •10. Stilistische Aspekte des Eigennamens
- •Verschiedene Namen für ein Objekt
- •Redende Namen und suggestive Namen
- •Ethnische Schimpfwörter und übertragender Gebrauch
- •Von Ethnika
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 5 Stilistische Aspekte der Wortbildung
- •1. Verflechtungen zwischen Wortbildung und Satzbildung
- •Verbalsubstantiv – Nebensatz
- •Verbalsubstantiv – infinite Gruppe
- •Adjektivisches Derivat – Nebensatz
- •2. Reihung und Variation
- •Reimkombination
- •3. Expressive Bildung
- •Verletzung der semantischen Kongruenz
- •Wortkreuzungen /Kontaminationen
- •Abweichungen im Gebrauch fester bzw. Unfester Präfixverben
- •4. Morphologische Synonyme in der Verbalflexion
- •Genera verbi und Synonyme des Passivs
- •Zur Synonymie der Tempora
- •Zur Synonymie im Bereich der Modi
- •Formvarianten des Verbs
- •5. Morphologische Synonyme in der Substantivflexion
- •Neutralisierungserscheinungen beim Artikel
- •Neuere Formvarianten
- •Morphologische Synonyme in der Adjektivflexion
- •Pronomina als Stilelemente
- •Modaladverbien
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 6 Grammatische Stilelemente. Syntax und Stilistik
- •1. Syntax und Stilistik
- •2. Der Umfang der Sätze
- •Kurzsätzigkeit
- •Langsätzigkeit
- •Antiklimax
- •Amplifikation
- •Schlusszusammenfassung
- •Polysendoton
- •Geordnete Aufzählung
- •2.2. Hypotaxe
- •Periode
- •Schachtelsatz
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 7 Die Satzarten als Stilelemente
- •1. Die Satzarten als Stilelemente
- •1.1. Der Aussagesatz
- •1.2. Der Aufforderungssatz
- •1.3. Fragesätze
- •Echte Fragen
- •1.3.2. Scheinbare Fragen
- •1.4. Ausrufesätze
- •2. Synonymische Formen der Satzglieder
- •3. Varianten der Satzgliedfolge und der Stellung der Attribute
- •Kernsatz
- •Nachtrag
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 8 Grammatische Stilelemente. Redeschmuck
- •1. Parallelismus (Isokolon)
- •2. Entgegensetzung von Wörtern
- •Oxymoron
- •Antithese
- •3. Entgegensetzung im Satzbau
- •Chiasmus
- •Antimetabole
- •4. Häufung
- •5. Abweichende Satzkonstruktionen
- •Syntaktische Ellipse
- •Isolierung
- •Syllepse:
- •Aposiopese
- •Prolepse
- •Parenthese
- •Sonderformen des Nachtrags
- •Anakoluth
- •Redeschmuck: Redefiguren (Glossar)60
- •I. Figuren der Worthäufung
- •Figuren der Wortwiederholung
- •III Figuren der Worteinsparung
- •IV Klangfiguren
- •V Figuren der Wortverbindung
- •VI Figuren der Wortbeziehung
- •VII Figuren der Wortstellung und Satzkonstruktion
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 9 Phonetik Laut- und Klangstilistik. Phonostilistik64
- •Stilrelevante Klangwirkungen
- •Der Reim und seine stilistische Bedeutung
- •Metrum und Rhythmus als Stilelemente
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 10 stilfiguren. Zur Funktion der Tropen und Figuren
- •1. Zur Funktion der Tropen und Figuren
- •2. Implizite und explizite Merkmalshervorhebung Emphase
- •Periphrase
- •3. Ironie, Litotes und Hyperbel
- •Litotes
- •Hyperbel
- •4. Bezeichnungsübertragung nach Sachzusammenhang und Ähnlichkeitsbeziehung Synekdoche
- •Metonymie
- •Empfohlene Literatur
- •Metapher
- •Abarten der Metapher
- •Personifikation
- •Synästhesie
- •Anapher
- •Epipher
- •Anadiplose
- •Symploke
- •Wiederholung mit Hilfe von Wortspielen
- •Paronomasie
- •Rhetorische Stilmittel80
- •Schmückende Beiwörter Pleonasmus
- •Epitheta ornans
- •Empfohlene Literatur Anadiplose //http://de.Wikipedia.Org/wiki/Anadiplose.
- •Lektion № 12 Alltagsprache
- •Alltagsprache82
- •Kommunikative Rahmenbedingungen der Alltagskommunikation:
- •Text- und Gesprächssorten:
- •Zur Abgrenzung von Alltagssprache und Umgangssprache
- •Empfohlene Literatur zur Vertiefung:
- •Lektion № 13 Stil der Belletristik
- •Literartursprache
- •Dichtersprache86
- •Zur Abgrenzung von Dichtersprache und Literatursprache88
- •Empfohlene Literatur zur Vertiefung:
- •Lektion № 14 Das emotive Lexikon literarischer Texte89
- •Wortarten als verbale Manifestatoren emotional-psychologischer Zustände
- •Assoziativ-emotionale Wörter
- •Substantivierte emotive Komposita
- •Intellektuell-kulturelle (oder gebildet-geistreiche ) Lexik
- •Invektivische Lexik
- •Zoomorphismen
- •Semantische Typen des emotiven substantivischen
- •Vokabulars
- •Emotional gefärbte Numeralien
- •Wörter in metaphorischer Bedeutung
- •Emotiv-bildliche Lexik
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 15 Stil der Presse und Publizistik
- •Stil der Presse und Publizistik
- •Pressesprache99
- •Zur Abgrenzung von Pressesprache und Mediensprache
- •Die Bestandteile der emotiv-politischen Lexik
- •Schlagwörter
- •Wörter-Chronofakten
- •Chronotope und Schlagwörter
- •Zeitungsneologismen
- •Stasi" als Wort des Jahres 1992
- •Lexeme mit spezifischen Affixen und Halbaffixen
- •Gesellschaftlich-politische Adjektive
- •Gewaltlexeme
- •Emotional gefärbte Abkürzungen
- •Emotiv - expressive Wörter
- •Verbale Periphrasen
- •Wörter mit übertragener Bedeutung
- •Zur Abgrenzung von emotivem Lexikon der Literatursprache und Pressesprache
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 17 Werbesprache114
- •Zur Abgrenzung von Werbesprache und journalistischer Mediensprache117
- •Empfohlene Literatur zur Vertiefung:
- •Lektion № 18 Wissenschaftssprache
- •Zur Abgrenzung von Wissenschaftssprache und Fachsprache
- •Die Merkmale des wissenschaftlichen Stils
- •Das Besondere im emotiven Lexikon wissenschaftlicher Texte
- •Die Besonderheiten des emotiven Lexikons populär-wissenschaftlicher Texte
- •Empfohlene Literatur
- •Lektion № 19 Behördensprache126
- •Zur Abgrenzung von Behördensprache und Amtssprache128
- •Empfohlene Literatur zur Vertiefung:
- •Interpretationsschule oder Hermeneutik
- •Die deskriptive linguistische Stilistik
- •2. Stilanalyse Wesen der Stilanalyse131
- •Stilanalyse vor der kommunikativ-pragmatischen Wende
- •Empfohlene Literatur
- •Приложение № 1136 Rhetorische Stilmittel
- •Mittel der Bildkraft
- •Vergleich
- •Abarten der Metapher: Personifikation
- •Synästhesie
- •Gleichnis
- •Von Gefäß und Inhalt:
- •Lexisch – grammatische Stilfiguren
- •Mittel zum Ausdruck von Humor und Satire
- •Приложение № 2137 Rhetorische Kunstmittel
- •Zitatenschatz
- •Zitate zum Thema Ehe
- •Zitate zum Thema Kinder und Familie
- •Zitate zum Thema Jugend- Alter
- •Zitate zum Thema Freundschaft- Gesellseligkeit
- •Toastsprüche
- •Toasts zu Geburtstag, Jubiläum und Ehrung
- •Weitere Trinksprüche
- •Sprichwörter
- •Приложение № 3138 Führende Worte aus der geistigen Weltschatzkammer
- •Aphorismen aus Ägypten, Israel, Griechenland, Italien
- •Ägyptisches Schrifttum:
- •Jüdisches Schrifttum
- •Römisches Schrifttum
- •Christliches Schrifttum
- •Aphorismen aus Iran, Indien, Tibet, China, Japan
- •Lebensweisheit und Weltanschauung von Denkern und Dichtern Asiens Lehren und Weisungen des Vorderen Orients, Indiens und Fernen Ostens.
- •Iranisches Schrifttum
- •Indisches Schrifttum
- •Tibetisches Schrifttum
- •Chinesisches Schrifttum
- •Japanisches Schrifttum
- •Die tiefsinnigen Sprüche der Deutschen
- •Von Papst und Bischöfen
- •Von dem Undanke
- •Von Verführbaren
- •Von dem Weltgeiste:
- •Immanuel Kant:
- •Приложение № 4 Sprichwörterschatz Die biblischen Sprichwörter der deutschen Sprache
- •Приложение № 5 Das Allgemeine und Besondere im emotiven Lexikon von Texten verschiedener funktionaler Stile
- •Das Allgemeine im emotiven Lexikon der Texte
- •Verschiedener funktionaler Stile
- •Das Besondere (Spezifische) im emotiven Lexikon der Texte verschiedener funktionaler Stile
- •Die Unterschiede im emotiven Vokabular literarischer Texte und Zeitungstexte
- •Терминологический словарь по стилистике 139
- •Imitatio/Imitation
- •Intertextualität
- •Inventio
- •Invocatio
- •Verfremdung
- •Versfuß
- •Vierheber
- •Vraisemblance
- •Библиографический указатель
- •“Rhetorische Stilmittel”// http://www.Schaefer-westerhofen.De/schule/dustilmittel.Htm.
- •Заключение
- •Stilistik der Deutschen Sprache Стилистика немецкого языка
- •77 Anadiplose //„http://de.Wikipedia.Org/wiki/Anadiplose“
Терминологический словарь по стилистике 139
A
ab ovo
lat. «vom Ei an»; neben dem Erzählen medias in res eine seit der Antike praktizierte Form des Romanbeginns: Erzählen vom Ursprung der Handlung an (als «natürliche» Erzählstrategie prädestiniert für den «niederen» Roman)
actio
Begriff aus der Rhetorik, der einen Teil der Aufgaben eines Redners bei der Konzeption seiner Rede bezeichnet: die «Aufführung» (lat. «actor»: «Schauspieler», «Darsteller») bzw. das Vortragen der Rede; anderer Begriff: «pronuntiatio».
Allegorese
(f.), allegorische Auslegung eines Textes, die hinter dem Wortsinn (sensus litteraris) eine tiefere (philosophische, theologische, moralische, ethische etc.) Bedeutung aufzeigt (sensus spiritualis). Schon die antiken Stoiker erprobten die Allegorese an Homer, mit Philon von Alexandria wurde das Alte Testament der Allegorese unterzogen, im Mittelalter führte sie zur christlich fundierten Lehre vom mehrfachen Schriftsinn. Bsp.: Die Allegorese des Hohenliedes des Alten Testaments liest die Braut als Personifikation Israels bzw. der Kirche, den Bräutigam als Gott bzw. Christus. Vgl. auch Exegese.
Allegorie
(f.), bildhafte Darstellung eines abstrakten Begriffes in Kunst und Literatur, oft als Personifikation (Amor, Justitia, Fortuna). Kennzeichen der Allegorie ist, im Gegensatz zum Symbol, eine willkürlich gesetzte Beziehung zwischen dem Begriff und dem Bild, die der rationalen Auslegung bedarf (vgl. Allegorese, Exegese, Emblem), wobei die Allegorie immer aus mehreren Attributen addiert wird und dementsprechend «gelesen» werden kann: die Idee der «Gerechtigkeit» (Justitia) setzt sich zusammen aus dem «Urteil» über Gut und Böse (-> Waage) ohne «Ansehung» der Person (-> Augenbinde) und «Macht» zu strafen (-> Schwert).
Alliteration
(f.), gleicher Anlaut aufeinander folgender Wörter. Vgl. auch Stabreim sowie Anapher.
Amphibrachys
(m., Pl. Amphibrachen), antiker Versfuß aus zwei Kürzen um eine Länge (uúu), in der akzentuierenden Metrik der dt. Sprache zwei unbetonte um eine betonte Silbe (uúu), z.B. Sie nahen, sie kommen, die Himmlischen alle (Schiller). Deutsche Verse mit regelmäßiger zweisilbiger Senkung (Anapäst, Daktylus) werden leicht als Amphibrachen wahrgenommen (mit zusätzlicher bzw. fehlender Silbe am Anfang und einem katalektischen bzw. hyperkatalektischen Ende), vgl. den Vers: So umhaúch / test du mích / mit beraú / schendem Wáhn (anapästische Lesung) – So / umhaúchtest / du mích mit / beraúschen / dem Wáhn (amphibrachische Lesung) (A. W. Schlegel, Ion).
Anadiplose
oder Anadiplosis (f.): rhetorische Figur; Sonderform der Gemination; Wiederholung des letzten Wortes oder der letzten Wortgruppe eines Verses oder Satzes am Beginn des darauf folgenden Verses oder Satzes. Beispiel: Fern im Süd das schöne Spanien / Spanien ist mein Heimatland (E. Geibel, Der Zigeunerknabe).
Anagnorisis
griech. «Wiedererkennung»; wichtiges Element in der aristotelischen Dramentheorie; bezeichnet den Moment in der Handlungsstruktur einer Tragödie, in dem Figuren ihren bisherigen Irrtum (das Verkennen des Wesens von anderen Figuren oder Zuständen; hamartia) erkennen, ausgelöst durch das Erkennen von Verwandtschaftsverhältnissen; Beispiel: in Goethes Iphigenie auf Tauris erkennt Iphigenie in einem gefangenen Griechen, den sie als Priesterin opfern soll, ihren Bruder Orest
Anakoluth
(n.): rhetorische Figur; grammatisch unrichtige Konstruktion eines Satzes, z.B.: Sie kaufte einen Wecker, der, nachdem er eine Woche lang immer pünktlich geläutet hatte, war er kaputt.
Anapäst
(m.), antiker Versfuß aus zwei kurzen und einer langen Silbe (uuú), in der akzentuierenden Metrik der dt. Sprache aus zwei unbetonten und einer betonten Silbe (uuú), z.B. nebenbeí (Ggs.: Daktylus). Im antiken Drama oft in Parodos oder Exodus verwendet, in dt. Dichtung seit der Romantik, jedoch selten verwendet (A.W. Schlegels Ion 1803, Goethes Pandora 1808/1810), teilweise auch mit ein- oder dreisilbiger Senkung. Durch Umlagerung werden Anapäste oft daktylisch empfunden, vgl. auch Amphibrachys.
Anapher
(f.), rhetorische Figur; Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang aufeinanderfolgender Verse, Strophen, Sätze oder Satzteile. Bsp.: Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt! Glücklich, dem die Ahndung eitel wär! (Goethe: Warum gabst du uns die tiefen Blicke). Vgl. dagegen Epipher.
Anfangsreim
(m.), Reim am Anfang zweier oder mehrere Verse, Bsp.: Krieg! ist das Losungswort. / Sieg! und so klingt es fort. (Goethe: Helena-Akt in Faust II). Vgl. auch Endreim, Binnenreim.
Antithese
(f.), rhetorische Figur; Gegenüberstellung sich logisch widersprechender Begriffe, Bilder oder ganzer Aussagen in Satzteilen oder Sätzen, z.B. Krieg und Frieden (Tolstoij), Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang (Schiller: Das Lied von der Glocke). Sehr häufig in der Dichtung des Barock, v. a. im Petrarkismus: Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand (Hofmannswaldau: Vergänglichkeit der Schönheit). Vgl. auch Chiasmus.
Antonomasie
eine Trope: Umschreibung eines Namens; z.B.: «der Kaiser» statt «Franz Beckenbauer».
Aposiopese
(f.): rhetorische Figur; bewusster Abbruch eines Satzes vor der entscheidenden Aussage, im Gegensatz zur Ellipse also Auslassung des Wesentlichen, das vom Leser ergänzt werden muss; dient ähnlich wie die Ellipse dem Ausdruck von Affekten. Beispiel: Was! Ich? Ich hätt ihn –? Unter meinen Hunden –? Mit diesen kleinen Händen hätt ich ihn –? (Kleist, Penthesilea).
Apostrophe
(f.): rhetorische Figur; direkte Anrede abwesender Personen oder Objekte, wobei diese notwendigerweise personifiziert werden, z.B.: Saget, Steine, mir an, oh sprecht, ihr hohen Paläste / Straßen, redet ein Wort! (Goethe: Römische Elegien).
aptum
Prinzip der antiken Stil-Lehre: Angemessenheit; Feingefühl für das, was in semantischer, stilistischer, situativer etc. Hinsicht am besten passt; siehe auch decorum
Archetyp
lat. «Urbild»; Begriff der Editionswissenschaft: die älteste Textstufe, die sich aus der Überlieferung erschließen lässt und die gemeinsame Vorlage aller erhaltenen Handschriften bildet; nicht identisch mit dem (verloren gegangenen) Autortext, kommt diesem aber mutmaßlich am nächsten
argumentatio
a) Begriff aus der Rhetorik, der die Summe aller (rhetorischen) Mittel bezeichnet, um Menschen zu beeinflussen; b) Teil einer Rede: Beweisführung
Asyndeton
(n.): «Unverbundenheit»; rhetorische Figur; Reihung gleichgeordneter Wörter, Satzglieder oder Satzteile ohne verbindende Konjunktion, z.B. Alles rennet, rettet, flüchtet (Schiller). Gegenteil: Polysyndeton
Auftakt
(m.), eine oder mehrere unbetonte Silbe(n) am Versanfang vor der ersten Hebung. Vgl. Vers, Metrum, Versfuß.
aut prodesse volunt aut delectare poetae
lat. »die Dichter wollen entweder nützen oder unterhalten«; bezeichnet nach Horaz (De arte poetica) die Wirkung von Dichtung, die sich auf das ästhetische Vergnügen (delectare) und den gesellschaftlichen Nutzen (prodesse) richtet
Autopoeisis
griech. autós: «selbst», griech. poieín: «machen», «erzeugen»; ursprünglich in der Biologie/Neurophysiologie entwickelter Begriff aus der Systemtheorie; Systeme können autopoetisch sein, d.h. sich selber bilden (Beispiel: das System «Maus» generiert und reproduziert sich aus Mäusen); ein autopoetisches System ist ein selbstreferenziell-geschlossener Zusammenhang von Operationen
autorisierter Text
Begriff aus der Editionswissenschaft:
a) alle Autographen, d.h. alle vom Autor des Textes selbst angefertigten Niederschriften;
b) die in seinem Auftrag und unter seiner Aufsicht hergestellten Abschriften;
c) die von ihm gebilligten Drucke
axiologischer Wert
Begriff aus der Theorie der literarischen Wertung; bezeichnet den Maßstab, anhand dessen ein Kritiker (allgemeiner: die wertende Instanz) ein Werturteil über einen Gegenstand fällt, den Maßstab also, der ein Objekt oder ein Merkmal eines Objekts als «wertvoll» erscheinen lässt
B
Beobachtung
Begriff aus der Systemtheorie; bezeichnet die Basis-Operation von Systemen; eine Beobachtung erster Ordnung operiert auf der Ebene des Faktischen («was» wird beobachtet); wenn eine Abgrenzung zwischen System und Umwelt vorgenommen wird (nach dem Grundprinzip der Systemtheorie: draw a distinction), kann eine Beobachtung zweiter Ordnung erfolgen, d.h.: ein System beobachtet sich selbst beim Beobachten
Binnenreim
(m.), Reim innerhalb eines Verses, Bsp.: Es lispeln und wispeln die schlüpfrigen Brunnen / [...] / Sie schauren, betrauren und fürchten bereit (Johann Klaj: Landschaft). Vgl. auch Endreim, Anfangsreim.
Blankvers
(m.), ungereimter fünfhebiger Jambus mit akatalektischer oder hyperkatalektischer Endung bzw. männlicher oder weiblicher Kadenz, Bsp.: Oh gében dír die Götter deíner Taten / Und déiner Mílde wóhlverdíenten Lóhn (Goethe: Iphigenie). Der Blankvers wurde im 18. Jh. aus dem Englischen durch Übersetzungen in die dt. Dichtung übernommen und wurde mit Lessings Nathan der Weise (1779) zum gebräuchlichsten Vers des dt. Dramas (zuvor: Wieland: Lady Johanna Gray 1758).
brevitas
Prinzip der antiken Stil-Lehre: Kürze und Prägnanz
C
Chiasmus
(m.), rhetorische Figur; syntaktische Überkreuzstellung von Wortgruppen oder Sätzen, meist bei Antithesen, z.B. Die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben (Goethe: Faust I). Gegensatz: Parallelismus.
Chorlied
(n.), a) im antiken Griechenland weitverbreitete lyrische Dichtung für den Gesangsvortrag eines Chores; viele gr. Chorlieder sind triadisch in Strophe/Ode, Antistrophe/Antode und Epode eingeteilt (vgl. Pindarische Ode); b) konstitutives Element der antiken Tragödie, die sich aus Chorwettbewerben anlässlich der Dionysien und den dort vorgetragenen Dithyramben durch Einführung einer Wechselrede zwischen Chor und Chorführer sowie der Schauspieler entwickelte. Formen: Parodos (Einzugslied), Stasimon (Standlied), Exodos (Auszugslied), Ggs.: Monodie; c) allgemein jede für den Gesangsvortrag eines Chores als Vielzahl von Stimmen bestimmte lyrische Dichtung (Ggs.: Monodie).
Completio
oder Complexio (f.): s. Symploke.
Contradictio in adjecto
(f.): «Widerspruch im Beiwort», rhetorische Figur; als Spezialfall des Oxymorons; semantisch widersprüchliche Verbindung eines Substantivs und seines Attributs, z.B. heißer Schnee, alter Knabe, weiser Narr. Vgl. auch Antithese.
D
Daktylus
(m., Pl. Daktylen), antiker Versfuß aus einer langen und zwei kurzen Silben (úuu), in der akzentuierenden Metrik der dt. Sprache aus einer betonten und zwei unbetonten Silben (úuu), z.B. feíerlich (Ggs.: Anapäst). In der Antike v.a. im Hexameter und Pentameter gebräuchlich (vgl. auch Distichon); in mittelhochdeutscher Lyrik häufig, im Barock von Buchner und Zesen als Nachahmung antiker Formen verwendet, dann wieder in Sturm und Drang und Klassik beliebt (Goethe, Schiller, Hölderlin). Vgl. auch Amphibrachys.
decorum
lat. «das, was sich ziemt»; insbesondere in der klassizistischen Tradition (Horaz) ein zentrales rhetorisches Stilprinzip: die Angemessenheit des Stoffes und der Darstellungsweise; abhängig von den Normen und Tabus der jeweiligen Zeit/Gesellschaft; siehe auch aptum
Dekonstruktion
methodologisches Paradigma auf der Basis der poststrukturalistischen Zeichentheorie (Poststrukturalismus); während der Strukturalismus versucht, den (eindeutigen) «Sinn» eines Textes zu rekonstruieren, bestreitet die Dekonstruktion die Möglichkeit eines einzigen Textsinns und richtet deshalb das eigene Erkenntnisinteresse darauf aus, die jedem Text inhärenten Widersprüche aufzuspüren. Hintergrund: Zeichen werden als mehrdeutig und unscharf verstanden; die Technik der Dekonstruktion richtet sich daher vor allem auf die Analyse von Mitteln uneigentlichen Sprechens, z.B. auf Metaphern und Metonymien, die mehrdeutig sind und den «eigentlichen» (z.B. vom Autor intendierten) Sinn unterlaufen. Kontext: Die Dekonstruktion übt Kritik am sog. Logozentrismus der abendländischen Philosophie; der Dekonstruktion zufolge kann die Wirklichkeit nicht vollständig begriffen und beherrscht werden, da wir unser rationales Handwerkszeug – die Sprache – nicht kontrollieren können.
delectare
aut prodesse volunt aut delectare poetae
Dialogizität
(f.), auf Michail Bachtin zurückgehendes Konzept der Ambiguität von Worten bzw. Äußerungen, die durch die Interferenz zweier Sprechweisen («Stimmen») entsteht. Im Gegensatz zum äußeren, von zwei Sprechpartnern gestalteten Dialog meint Dialogizität also die «innere» Dimension einer Aussage als deren Mehrstimmigkeit; paradigmatisch zeigt sie sich in mehrstimmigen, polyphonen Texten. Erweitert auch auf «äußerlich» dialogische Textbeziehungen wurde Bachtins Konzept der Dialogizität zur Grundlage von Julia Kristevas Theorie der Intertextualität. Ggs.: Monologizität.
différance
abgeleitet von frz. «différe»: «verzöger»‹, «abweichen»; von Jacques Derrida geprägter Begriff der poststrukturalistischen Zeichentheorie (Poststrukturalismus); anders als der klassische Strukturalismus, der die Zeichen als Stellvertreter für das Bezeichnete (und damit als «sekundär») auffasst, versteht Derrida die Zeichen als «ursprünglich»; seiner Ansicht nach werden die Dinge durch die Zeichen nicht vertreten, sondern «verdrängt» (wo das Wort «Rose» ist, da gibt es die Blume nicht). Um die starre Koppelung von Bezeichnetem und Bezeichnendem im Strukturalismus zu brechen, verwendet Derrida den Neologismus «différance»; durch die orthografische Abweichung (korrekt: «différence») wird die Differenz von Sprache und Schrift markiert (phonetisch sind «différence» und «différance» identisch). Während der Strukturalismus das Verhältnis von Zeichen und Bezeichnetem zeitlich versteht (erst die Sache, dann das Zeichen), begreift Derrida die Beziehung als räumliche: die Zeichen «verschieben» den Sinn vom bezeichneten Objekt weg auf sich selbst bzw. auf andere Zeichen hin.
discours
frz. für «Rede», «Vortrag»; Begriff der Erzähltheorie, der das «Wie» des Erzählens bezeichnet; die Präsentationsformen, mittels derer eine Geschichte dargeboten wird; berücksichtigt u.a. die Anordnung des Erzählten (Vorgriffe, Rückblenden etc.) und die Erzählperspektive; kann von der histoire erheblich abweichen frz.
dispositio
Begriff aus der Rhetorik, der einen Teil der Aufgaben eines Redners bei der Konzeption seiner Rede bezeichnet: die Gliederung und Strukturierung des Stoffs und der Argumente (nach den Gesichtspunkten des angestrebten Ziels)
Distichon
(n.), Plural: Distichen; griech. «dis» = «doppelt» und «stichos» = «Vers»; Strophe aus zwei verschiedenen Verstypen; meistens: aus einem Hexameter und einem Pentameter bestehendes Verspaar (Beispiel: Im Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule, / Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab (Schiller); meistens in Epigrammen und Elegien vorkommend (elegisches Distichon).
Dithyrambus
(m., auch Dithyrambe, f., Pl. Dithyramben), Form der gr. Chorlyrik als mehrteiliges, bei den Dionysien kultisch vorgetragenes Chorlied, Hymne zu Ehren von Dionysos, Ursprung des antiken Dramas (vgl. Chorlied).
divisio
Begriff aus der Rhetorik, der einen Teil einer Rede bezeichnet: Aufbauskizze der Beweisführung
E
eleos
Katharsis
Ellipse
(f.): «Auslassung»; rhetorische Figur; Weglassen von Satzgliedern, die für das Verständnis des Sinnzusammenhanges nicht wesentlich sind (im Unterschied zur Aposiopese), z.B.: Was nun? statt Was machen wir nun?. Ellipsen dienen der Steigerung der Expression und finden sich daher vor allem in «leidenschaftlicher» Sprache, oft im Drama des Sturm und Drang. Beispiel: Verflucht ich, daß ich es sagte! statt Verflucht sei ich, daß ich es sagte! (Schiller, Die Räuber).
elocutio
Begriff aus der Rhetorik, der einen Teil der Aufgaben eines Redners bei der Konzeption seiner Rede bezeichnet: die sprachliche und stilistische Darstellung; gilt neben der argumentatio als zweite Säule der Rhetorik
Emblem
(n., Pl. Emblemata), dreiteiliges, aus Bild und Text bestehendes Sinnbild, weit verbreitet in der europ. Kunst vom 16.-18. Jh, bestehend aus 1. der Inscriptio (auch: Lemma, Motto), d. h. einer kurzen, meist lat. oder gr. Überschrift, 2. der Pictura (auch: Imago, Icon), d. h. einem Bild als Holzschnitt oder Kupferstich und 3. der Subscriptio, einem meist als Epigramm gehaltenen, den im Bild allegorisch-verschlüsselt dargestellten Sinn des Emblems erläuternden Text. Die Emblematik war für die Gestaltungstechniken barocker Schauspiele oder Romane prägend.
Emblematik
(f.), a) Emblemkunst, b) Lehre und Wissenschaft von den Emblemen, Teil der Toposforschung.
Emendation
lat. «emendatio» = «Verbesserung»; bezeichnet in der Editionswissenschaft die Korrektur von eindeutigen Fehlern der Leithandschrift mit Hilfe anderer Handschriften
Endreim
Reim am Ende zweier oder mehrerer Verse, Bsp.: Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt. / Gerettet alle. Nur einer fehlt. (Fontane: John Maynard). Vgl. auch Binnenreim, Anfangsreim.
Epanalepsis
oder Epanalepsis (f.): rhetorische Figur; Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe innerhalb eines Verses oder Satzes, jedoch nicht unmittelbar aufeinander folgend wie bei der Gemination. Beispiel: Und atmete lang und atmete tief (Schiller, Der Taucher).
Epeisodion
(n., Pl. Epeisodia), Bauelement des antiken Dramas, zwischen zwei Chorlieder eingeschobene Dialog- bzw. Schauspielszene. Im gr. Drama gab es meist drei Epeisodia.
Epigramm
(n.), Sinngedicht; in der gr. Antike ursprünglich kurze Aufschrift auf Kunstwerken, Grab- und Denkmälern; meist in Distichen verfasst; als Begründer der Gattung gilt Simonides von Keos (5.-4. Jh. v. Chr.). Von Martial (1. Jh. n. Chr.) wurde das satirische Epigramm entwickelt, das für nachfolgende Epochen (Humanismus, Barock) und auch die wirkungsmächtige Definition von Lessing (Zerstreute Anmerkungen über das Epigramm und einige der vornehmsten Epigrammatiker, 1771) prägend blieb, der als konstitutive Bestandteile des Epigramms die «Erwartung» (auf die Klärung eines Sachverhaltes) und den «Aufschluss» (die Einlösung der Erwartung in einer überraschenden, pointierten Schlusswendung) bestimmt.
Epipher
(f.), rhetorische Figur; Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe am Ende aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile oder Verse (dann als identischer Reim). Bsp.: Doch alle Lust will Ewigkeit -, / Will tiefe, tiefe Ewigkeit! (Nietzsche: Das trunkene Lied). Vgl. dagegen Anapher.
Epizeuxis
(f.): rhetorische Figur; unmittelbare, drei- oder mehrfache Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe, z.B. Nein! nein! nein! das kann nicht sein. (Schiller, Die Räuber). Vgl. Geminatio.
Epos
griech. «Wort», «Erzählung»; narrative Großform in Versen
Erhabene, das
komplexer Begriff aus der Dichtungstheorie; Gegenbegriff zum «Schönen», der gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der europäischen Ästhetik wichtig geworden ist
Euphemismus
(m.): rhetorisches Stilmittel, Trope; beschönigende Umschreibung, z.B. das Zeitliche segnen oder entschlafen für sterben.
Exegese
(f.): Auslegung von Texten, vorwiegend in Bezug auf Texte mit Verkündigungscharakter oder Gesetzestexte, v.a. christliche Bibel-Exegese. Vgl. auch Allegorese, Lehre vom mehrfachen Schriftsinn.
exordium
Begriff aus der Rhetorik, der die Einleitung einer Rede bezeichnet
F
Falkentheorie
(f.), von P. Heyse im Anschluss an eine Analyse der «Falkennovelle» aus Boccaccios Decamerone (5. Tag, 9. Geschichte) entwickelte Novellentheorie, die für jede Novelle einen «Falken» fordert, d.h. ein prägnantes Motiv als Mittelpunkt der Erzählung. Die jüngere Forschung stellt die Haltbarkeit der Falkentheorie in Frage, da sie einseitig-normativ verfährt.
Figura etymologica
(f.): rhetorische Figur; Form der Paronomasie; Verbindung zweier Wörter desselben Wortstammes, aber verschiedener Wortklassen (im Unterschied zum Polyptoton) in einem Ausdruck oder Satz. Meist werden Verb und Nomen desselben Wortstammes auf diese Weise miteinander verbunden, z.B. Wer andern eine Grube gräbt, [...] (Sprichwort); Hast nicht einmal so viel Scham, dich dieser Streiche zu schämen? (Schiller, Die Räuber).
freie Rhythmen
(m. Pl.) reimlose, metrisch ungebundene Verse mit beliebiger Silbenanzahl und unterschiedlich vielen Hebungen und Senkungen, die dennoch einen bestimmten Rhythmus aufweisen: Im Unterschied zur Prosa sind Korrespondenzen in der Verteilung der Hebungen erkennbar. Frei Rhythmen erscheinen in Gedichten ohne feste Strophenform, die Verse können aber dennoch in Versgruppen beisammen stehen. Bsp.: Goethe, Prometheus, Wanderers Sturmlied. Vgl. auch Ode.
G
Geminatio
oder Gemination (f.): «Verdopplung», rhetorische Figur; unmittelbare Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe, z.B.: Worte! Worte! Keine Taten! (Heine) oder Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! (Goethe, Erlkönig). Im Gegensatz zur Anapher oder Ephipher folgen die sich wiederholenden Wörter bzw. Wortgruppen hier also unmittelbar aufeinander, die Wiederholung erfolgt nicht erst im nächsten Vers oder Satz. Vgl. auch Epanalepse.
gender
engl. «Geschlechtsidentität»; zentraler Begriff der «Gender Studies»; diese unterscheiden zwischen (biologischem) sex und (kulturell/sozial bedingtem und daher historisch wandelbarem) gender; sie verstehen Weiblichkeit nicht (primär) als biologischen Status, sondern als soziales, psychologisches, kulturelles Konstrukt
Gender Studies
literaturtheoretischer Ansatz, der aus der politisch motivierten Frauenbewegung hervorgegangen ist, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts formiert hat; die Gender Studies werfen wie die Women’s Studies einen neuen Blick auf die Literaturgeschichte und legen dabei das Augenmerk auf weibliche Autoren, «weibliches» Schreiben etc. Der zentrale Ansatz besteht darin, Geschlechterrollen und das Geschlechterverhältnis als kulturell und historisch bedingte Konstrukte zu begreifen (gender). Vertreterinnen: u.a. Judith Butler, Hélène Cixous, Luce Irigaray, Julia Kristeva
genus grande (sublime)
Begriff aus der Stil-Lehre, der den erhabenen, großartigen Stil bezeichnet (kunstvolles bzw. «unnatürliches» Sprechen)
genus medium (mixtum)
Begriff aus der Stil-Lehre, der die mittlere Stilebene bezeichnet
genus subtile
Begriff aus der Stil-Lehre, der den schlichten, einfachen Stil bezeichnet (schmuckloses bzw. «natürliches» Sprechen)
Grenzüberschreitung
Begriff aus der strukturalen Erzähltheorie von Jurij M. Lotman (Strukturalismus). Um die narrative Struktur eines Textes zu bestimmen, nimmt Lotman räumliche Strukturen in den Blick. Eine Grenzüberschreitung liegt genau dann vor, wenn eine Figur über die Grenze zwischen zwei semantischen Räumen versetzt wird; diese Grenzüberschreitung kann die Figur willentlich und aktiv oder unwillentlich und passiv vornehmen (z.B. vom Leben zum Tod: a) willentlich: Selbstmord, b) unwillentlich: Ermordung). Vgl. auch Ereignis
H
Hymne
(f., auch gr. Hymnus, lat. Hymnus, m.), feierlicher Lob- und Preisgesang zu Ehren eines Helden oder Gottes, meist religiös motiviert. In der gr. Antike Einzel-, Wechselgesang oder Chorlied mit einem meist dreiteiligen Aufbau in Anrufung des Gottes, Erzählung mythischer Ereignisse und Gebet; meist in Hexametern, vgl. auch Dithyrambus. Im Mittelalter Bezeichnung für einen strophisch gegliederten, lat. Lobgesang Gottes im Umkreis der christlichen Liturgie; im Barock noch strophisch gegliedert als Preisgesang auf Gott, Helden, Fürsten, abstrakte Begriffe und Tugenden; in Empfindsamkeit und Sturm und Drang v.a. durch die Hymnendichtung Klopstocks und des Göttinger Hains bedeutsame lyrische Gattung zum Ausdruck von Ergriffenheit und Erhabenheit, hier nicht mehr eindeutig von der Ode zu trennen.
Hyperbaton
(n.): «Sperrung», rhetorische Figur; Trennung syntaktisch eng zusammengehöriger Wörter, etwa der Wörter eines Satzgliedes, durch einen Einschub, meist durch die Vorwegnahme eines späteren Satzteils; dient der besonderen Hervorhebung der auseinandergerissenen Wörter oder wird aus rein rhythmischen Gründen gesetzt. Beispiel: Bereit ein Mahl, dass ich des Halmes Frucht / Noch einmal koste, und der Rebe Kraft (Hölderlin) statt Bereit ein Mahl, dass ich des Halmes Frucht / und der Rebe Kraft noch einmal koste.
Hyperbel
(f.), (positive oder negative) Übertreibung mit bewusst komischem oder auch ernst gemeintem Effekt. Viele Hyperbeln sind in die Umgangssprache übernommen worden und haben so ihren eigentlichen hyperbolischen Effekt verloren, z.B. blitzschnell oder wie Sand am Meer.
hyperkatalektisch
in der antiken Metrik Bezeichnung für einen Vers, dessen letzter Versfuß eine, selten mehrere überzählige Silben hat, v.a. bei Jamben und Anapästen. Vgl. auch katalektisch und akatalektisch sowie Kadenz.
Hyperoche
Spezialfall der Hyperbel: Übersteigerung einer Person oder eines Gegenstandes ins Unvergleichliche und Einmalige, z.B. das Beste vom Besten.
Hypertextualität
(f.), Beziehung zwischen dem Hypotext und dem neu entstandenen, diesen überlagernden Hypertext, nach G. Genette Form der Transtextualität. Hypertextualität liegt z.B. bei der Parodie, der Travestie oder der Nachahmung vor.
Hypotext
(m.), von G. Genette geprägter Begriff zur Bezeichnung eines Textes, der die Grundlage für einen neuen Text bildet; vgl. Hypertextualität.
Hysteron proteron
(n.) oder Hysterologie (f.): «falsche Folge», rhetorische Figur; Verkehrung der Reihenfolge zweier zeitlich und/oder logisch aufeinanderfolgender Glieder, z.B.: Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen (Goethe, Faust I).
I