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Учебное пособие 700247.doc
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4.1. Rhetorik

Ist im ursprünglichen antiken und auch heute gültigen Sinn die Kunst gut, schön, richtig, passend zu reden (ars bene dicendi)6.

Die klassische Rhetorik war ein Mittel der Meinungsbildung und der Durchsetzung bestimmter parteigebundener Ideen und Prinzipien in der Öffentlichkeit.

Ausschlaggebend für den Effekt der Rede ist

  • der Wille (Voluntas, f),

  • die gesellschaftliche Absicht (Aussageabsicht),

  • die Macht und Kraft, die hinter dem Redner und seiner Rede steht, nicht die Schönheit (Ornatus, m), die Disposition oder die Komposition.

Die Rhetorik gibt ein methodisches Rezept für die öffentliche Rede.

Die Verarbeitung (Tractatio, f) des Stoffes (Materia, f) unterscheidet fünf Stufen:

  1. Die Stoffsammlung und das Finden von Beweisgründen (invention, f)

  2. Die Anordnung und Gliederung des gesammelten Materials (dispositio, f)

  3. Die sprachliche Formulierung und stilistische Ausgestaltung (elocutio, f).

  4. Die Aneignung der Rede durch das Auswendiglernen (memoria, f)

  5. Die Kunst der gestenreichen Deklamation beim Vortrag (pronuntiatio, f

Eng miteinander verbunden sind die ersten drei Stufen.

Als die führenden Vertreter der antiken Rhetoriker gelten Aristoteles (384-322 v.u.Z) , Cicero (106-43 v.u.Z) und Quintilian (etwa 35-96 u.Z.)

Aristoteles unterscheidet drei Grundtypen der öffentlichen Rede:

  1. die judiziale Rede - ausgeprägt als Anklage und Verteidigung vor Gericht (Sie klagt an und verteidigt. Die Rede eines Anwalts vor Gericht);

  2. die deliberative Rede im Partei - politischen Disput (Sie rät zu oder rät ab. Ie Rede eines Politikers vor der Volksversammlung);

  3. die epideiktische Rede, die eine Person lobt oder tadelt und als Fest- oder Schmährede vorkommt.

Die stilistische Gestaltung richtet sich nach den Regeln der "Lehre von der Wohlredenheit" (ars bene dicendi), sie ist aus Schmuck und Verfeinerung bedacht (ornatus und decorum ) genannt.

Die elocutio ist der eigentliche Berührungspunkt mit den Redefiguren der modernen Sprachstilistik. Sie kann das Kernstück der antiken Rhetorik gelten. Sie beinhaltet die Tropenlehre, ein lehr- und lernbares Regelwerk, das im Laufe der Jahrhunderte verfeinert wurde.

Die Tropen ( Redefiguren) spielen eine große Rolle beim Verfassen wie beim Beurteilen und Interpretieren eines Redetextes.

Bei der Neusichtigung des rhetorisches Erbes sind für die moderne Stilforschung neben dem Aspekt der Wirksamkeit der öffentlichen Rede noch einige andere Aspekte der antiken Rhetorik von aktuellem Interesse.

  • Der Systemcharakter der Tropenlehre;

  • Die Wechselwirkung zwischen Grammatik und Rhetorik;

  • Die poetische Lizenz ("dichterische Freiheit") als Abweichung von bestimmten Normen des Sprachgebrauchs;

  • Das Prinzip der Auswahl.

Als Bestandteil der antiken Rhetorik gilt die Lehre von den Tropen oder Redefiguren.

Ein weiterer Gesichtspunkt der antiken Rhetorik ergibt sich aus der Stellung der Rhetorik in der Rangreihe der sieben freien Künste7. Im Gefüge der septemartesliberales der Antike wie auch des Mittelalters steht die Grammatik an erster Stelle. Ihr folgt die Rhetorik.