Добавил:
Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Учебное пособие 700247.doc
Скачиваний:
18
Добавлен:
01.05.2022
Размер:
1.6 Mб
Скачать

Die Unterschiede im emotiven Vokabular literarischer Texte und Zeitungstexte

Der Vergleich des emotiven Vokabulars von literarischen Texten und Zeitungstexten zeigt eine bemerkbare Ähnlichkeit in ihrer Form, aber zugleich auch einen wesentlichen Unterschied im Inhalt.

Unter dem Begriff "Form" versteht man ich hier eine Adäquatheit (Identität) der kategorialen und semantischen Typen, die von emotiv-wertenden Wörtern in Texten der schöngeistigen Literatur und in Pressetexten repräsentiert werden.

Der Begriff "Inhalt" ist als ein Komplex (eine Liste) konkreter lexikalischer Einheiten zu verstehen, die unterschiedliche semantische Typen manifestieren.

Zum Beispiel, in Texten der schöngeistigen Literatur sowie in Zeitungstexten, ist ein solcher allgemeiner Typ vorhanden: "emotive personenbezeichnende Substantive" ("Subjektsubstantive"). Ein Unterschied zeigt sich nur darin, daß in literarischen Texten dieser semantische Typ von folgenden Lexemen ausgedrückt wird: Kopfhänger, Murrkopf, Pechvogel etc., aber in Zeitungstexten von den Substantiven: Randalierer, Ultra, Eurokraten, Pendeldiplomat etc.

Eine analogische Tendenz ist auch beim Vergleich anderer semantischer Typen der emotiv-wertenden Lexeme zu beobachten, vgl. emotive Tätigkeitssubstantive in Texten der schöngeistigen Literatur (Geschwätz, Spitzbüberei etc), in Zeitungstexten ( Rededuell, Tricks, Fälschungen etc.). Die Wörter aus dem Bereich der Publizistik haben im Vergleich zu den Substantiven der schöngeistigen Literatur eine politische/ideologische Färbung. Die emotiv-wertende Lexik der literarischen Texte bezieht sich vor allem auf eine konkrete Person (Persönlichkeit), trägt also einen individuellen, persönlichen Charakter.

Emotiv-wertende lexikalische Einheiten, die in Texten der schöngeistigen Literatur und in Pressetexten gebraucht werden, unterscheiden sich dem Bewertungsobjekt und dem Bewertungsmaßstab (Bewertungskriterium) nach.

  • In literarischen Texten tritt ein konkreter Mensch (Held, Hauptgestalt) als Bewertungsobjekt auf.

  • In Zeitungstexten wird vorwiegend eine Gruppe von Subjekten/ Individuen, menschliche Gesellschaft bewertet. Hier ist eine Tendenz zur Verallgemeinerung der menschlichen Tätigkeiten, der Handlungen und Taten der Menschen und Wechselbeziehungen zwischen ihnen, d.h. eine soziozentrische Tendenz zu beobachten. Der Mensch wird von Journalisten als eine verallgemeinerte Person, als ein Mitglied der Gesellschaft gezeigt.

  • Für Texte der schöngeistigen Literatur hingegen ist eine egozentristische Tendenz charakteristisch.

Als Bewertungskriterien in literarischen Texten dienen vor allem persönlichkeitsbezogene Eigenschaften eines Subjekts: moralisch-ethische, emotional-psychische, intellektuelle. Vgl.: Modepuppe, Heuchler, Tölpel u.a.

In Zeitungstexten werden als Bewertungsmaßstäbe vorwiegend politische, ideologische, rechtsbezogene, soziale Motive in Betracht gezogen, z.B.: Terrorist, Freiheitskämpfer, Denunziant, Extremisten etc.

Die Unterschiede der in literarischen und in Pressetexten gebrauchten emotiv-wertenden Lexik beeinflussen, dem Bewertungsobjekt und - Maßstab nach, die Spezifik ihrer semantischen Typen. Während zum Beispiel in Texten der schöngeistigen Literatur

  • die emotional-psychologische Lexik /emotiv-charakterologische Lexik (alt­klug, übermütig, fidel),

  • emotiv-externale Lexik (riesig, ungraziös, Löwengesicht),

  • emotive Zustandslexik (Liebeslust, Wonne), vorherrscht, bildet

die emotive sozial-politische Lexik eine emotive Basis der Pressetexte.

Diese emotive sozial-politische Lexik besteht ihrerseits aus mehreren heterogenen lexikalischen Schichten.

Abschliessend lässt sich schlussfolgern, dass in Texten verschiedener funktionaler Stile, und zwar: in schöngeistigen, in wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Texten, die emotional-wertende Lexik ihre typischen Grundzüge aufbewahrt, z.B.:

  • die vorwiegende Verortung der emotiv-wertenden Komponente im denotativen Teil der Bedeutung;

  • die semantische Motiviertheit,

  • die Expressivität der emotionalen Wertung, wobei es sich häufig um einen Grenzgrad der Expressivität handelt;

  • die Pejoravität,

  • die Priorität der Wörter mit konkretwertender Bedeutung im Vergleich zu Wörtern mit allgemeinwertender Bedeutung,

  • die metaphorische Färbung,

  • Synonymität und Abgeleitetheit,

  • die Stabilität/Beständigkeit der syntagmatischen Beziehungen u.a.

Zugleich lassen sich im allgemeinen Corpus emotional wertender Wörter der Texte verschiedener funktionaler Stile konzeptuelle Unterschiede erkennen, die vor allem ihre Wortartzugehörigkeit, ihren semantischen Wortbestand, ihre emotiv-axiologische und stilistische Charakteristika betreffen. Zum Beispiel repräsentieren das emotive Lexikon solcher Texte vorwiegend ein und dieselben Wortarten: emotiv-wertende Substantive, Adjektive/Adverbien und Verben, obwohl ihre Korrelation nicht identisch ist.

In literarischen und Zeitungstexten läßt sich eine Dominanz von emotiv-wertenden Substantiven vermerken. In wissenschaftlichen und populär-wissen­schaftlichen Texten herrschen emotiv-wertende Adjektive/Adverbien vor. Emotiv-wertende Verben zeichnen sich durch ihre relativ geringe Anzahl in Texten verschiedener funktionaler Stile aus (im Vergleich zur Anzahl emotiv-wertender Substantive und Adjektive/Adverbien).

Bemerkbare Unterschiede zeigen sich in der Charakteristik der emotiv-wertenden Wörter unter dem emotiv-axiologischen Aspekt. Unterschiede werden besonders bei der Bestimmung des Subjekts, Objekts, der Grundlage und des Status der emotionalen Bewertung ersichtlich. In literarischen, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Texten gilt meist eine konkrete Person als Bewertungsobjekt (egozentrische Tendenz), in Zeitungstexten hingegen eine Gesellschaft oder ihre einzelnen Schichten (soziozentrische Tendenz).

Als Bewertungsgrundlage dienen in Texten der schöngeistigen, humanitär-wissen­schaftlichen und populär-wissenschaftlichen Literatur vorwiegend moralisch-ethische, psychologische, intellektuell-logische, ästhetische und dgl. Kriterien.

In Zeitungstexten sind es in der Regel soziale, politische, rechtsbezogene Kriterien.

Für literarische, wissenschaftliche und Zeitungstexte ist vor allem der Gebrauch von Wörtern mit pejorativem Status der Wertung kennzeichnend, für populär-wissen­schaftliche Texte Wörter mit positiver Semantik.

Vom stilistischen Aspekt aus ist in den Grundschichten der emotiv-wertenden Lexik verschiedener funktional-stilistischer Texte die Buchlexik vertreten. Ihre Bestandteile sind: a) die intellektuell-kulturelle (oder gebildet - geistreiche) Lexik, zu deren Corpus lexikalische Einheiten aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen gehören (vor allem aus der Philosophie, Psychologie, Geschichte, Religion, Mythologie u.v.a.); b) die emotiv-pathetische Lexik; c) die emotiv-sakrale Lexik; d) die umgangssprachliche Lexik, in die auch stilistisch-niedrige Wörter einzuschließen sind. Zugleich muss man aber auch betonen, daß die umgangssprachliche Lexik in Texten verschiedener funktionaler Stile nicht in gleichem Maße benutzt wird. So wird sie z.B. in literarischen, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Texten relativ oft gebraucht und zeichnet sich durch eine Vielfalt ihres semantischen Wortbestandes aus. In Zeitungstexten ist der Gebrauch der umgangssprachlichen Lexik äußerst begrenzt.

Das emotive Vokabular literarischer, wissenschaftlicher und populär-wissenschaft­licher Texte weist eher identische (allgemeine) als unterschiedliche (spezifische) Merkmale auf. Unterschiede werden vor allem beim Gebrauch der emotiv-wertenden Lexik in Texten der schöngeistigen Literatur und in Zeitungstexten sichtbar.

Das emotive Lexikon der schöngeistigen Literatur, in welchem in komprimierter Form ein großer Teil aller emotional wertenden Sprachressourcen konzentriert ist, zeichnet sich durch eine Vielzahl und einen besonderen Reichtum an emotiv-wertenden Wörtern aus.

Die emotive Basis des gesamten Vokabulars der literarischen Werke bildet die emotiv-psychologische Lexik, da ein grundlegendes Thema bzw. eine grund­legende Aufgabe des schöngeistigen/kreativen Schaffens die Aufdeckung der inneren Welt eines Menschen ist. Deshalb entsteht gerade in dieser Sphäre das Bedürfnis nach der Ausarbeitung von feinen und prägnanten Mitteln zur verbalen Konzeptualisierung der Welt der menschlichen Seele, gerade hier entsteht und entwickelt sich das zur Realisierung dieser Aufgabe notwendige Lexikon (Arutjunowa 1976) .

Die emotional-psychologische Lexik ist durch eine große Anzahl und Heterogenität ihrer semantischen Typen/Untertypen gekennzeichnet.

Zu den fundamentalen Klassen der emotional-psychologischen Lexik gehören:

a) die emotionale personenbezeichnende Lexik (Subjekt - Personenlexik);

b) die emotive Zustandslexik, deren Bestandteile emotive Zustandswörter, Emotionswörter, Affektwörter und assoziativ-emotionale Wörter sind (darunter auch Symbolwörter);

c) die emotiv-charakterolo­gische Lexik;

d) emotiv-sakrale Lexik;

e) emotive Tätigkeitslexik und

f) die emotive Verhaltenslexik.

Einen bedeutenden Anteil im Corpus dieser Typen nimmt die emotive Grenzlexik (oder emotive Extremlexik) ein, die im gewissen Maße zu einem Kennzeichen des emotiven Vokabulars der meisten literarischen Werke geworden ist. Jede dieser semantischen Klassen unterscheidet sich durch die Verschiedenheit (Ungleich­artigkeit) und Vielfalt ihres semantischen Wortbestandes von den gleichnamigen Wortklassen der anderen funktional-stilistischen Texte.

Als typisch für das emotive Vokabular literarischer Werke gilt die Tatsache, daß in ihm emotiv-wertende Verben weniger als emotiv-wertende Substantive und Adjektive/Adverbien gebraucht werden, was von einer dinglich-qualitativen Natur des emotiven Vokabulars schöngeistiger Werke zeugt.

Die emotiv-wertende Lexik, die in Zeitungstexten benutzt wird, unterscheidet sich wesentlich von den emotional-wertenden Wörtern, die in literarischen, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Texten fungieren. Das zeigt sich vor allem in einer Reihe von spezifischen Schichten der Zeitungslexik.

Grundlegende konstituierende Elemente des Zeitungslexikons sind: emotive sozial-politische Lexeme, zu denen Schlagwörter:

  • Wörter-Chronofakten,

  • Zeitungsneologismen,

  • emotive Ereigniswörter,

  • sogenannte "Gewaltlexeme", darunter auch

  • kriminell-politische Wörter,

  • Wörter mit spezifischen Zeitungsaffixen und Zeitungshalbaffixen,

  • Wertprädikate mit dem Sem "Bedeutsamkeit/Wichtigkeit",

  • Zeitungsverdoppelungen,

  • spezifische Abbreviaturen,

  • Abkürzungen u.a. zählen.

Besondere Kennzeichen des Spezifischen (Unterschiedlichen) im emotiven Vokabular der literarischen und Zeitungstexte sind Schlüsselwörter (oder Kernwörter), die in komprimierter Art konzeptuelle Merkmale emotiv-wertender Wörter reflektieren. Sie können die Gebrauchspriorität dieser oder jener lexikalischen Einheit bestimmen. In den meisten Fällen sind emotionale Schlüsselwörter ihrem semantischen Inhalt nach pejorativ.