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Das Besondere im emotiven Lexikon wissenschaftlicher Texte

(von Fomina Sinaida, 1999)

Das emotive Lexikon wissenschaftlicher Texte unterscheidet sich vom emotiven Lexikon der literarischen Texte und Pressetexte vor allem durch eine unadäquate Repräsentation der emotiv-wertenden Wortarten123. Einen zentralen Platz im emotiven Vokabular wissenschaftlicher Texte nehmen emotiv-wertende Adjektive/Adverbien ein, während emotiv-wertende Substantive erst als zweitrangige Kategorie auftreten und emotiv-wertende Verben überhaupt an letzter Stelle stehen.

In den meisten Fällen charakterisieren emotiv-wertende Adjektive/Adverbien nicht das Individuum selbst, sondern seine Taten, Handlungen und seinen Zustand, d.h. es geht hier um eine Anthropologisierung (Personifizierung) solcher Bereiche, die mit dem Dasein eines Menschen zusammenhängen.

In den von mir analysierten wissenschaftlichen Texten: philosophischen, literaturwissenschaftlichen, historischen und linguistischen, sind kritische Notizen, Gutachten, polemische Artikel von ganz besonderer Bedeutung, weil gerade diese den betreffenden Äußerungen einen wertenden Ton verleihen.

Die Persönlichkeit des Autors eines wissenschaftlichen Textes ist in dem von ihm dargelegten Material unsichtbar vorhanden, weil er nicht nur objektive Formen zum sprachlichen Ausdruck verwendet, sondern auch subjektive.

Die objektiven Formen zum sprachlichen Ausdruck zeigen sich, so Georg Möller,

  • in der Erklärung der Ausgangsposition,

  • in der Klarheit und Korrektheit des Ausdrucks,

  • im Willen zu maximaler Knappheit und Zugänglichkeit der wissenschaftlichen Darstellung,

  • im Vorhandensein langer Satzgefüge,

  • in der Linearität u.a.

Die subjektiven Formen drücken sich

  • im Bemühen um Übersichtlichkeit,

  • im Wunsch nach Eindringlichkeit und Anschaulichkeit,

  • in der Scheu vor Monotonie,

  • in der Neigung zu erläuternden Sätzen und dgl. aus (Möller 1983).

Subjektive, emotional-expressive Elemente, die in das Gewebe der wissenschaftlichen Darlegung eindringen, ermöglichen es, logische und objektive Fakten zu betonen, die mit der Bewertung der realen Wirklichkeit, ihrer Erkenntnis und Beschreibung verbunden sind.

Im emotiven adjektivischen Vokabular 124der wissenschaftlichen Literatur dominieren emotional-expressive Adjektive (im Vergleich zu den emotiv-wertenden Adjektiven). Zu ihnen zählen solche Adjektive, in deren Bedeutung emotive und expressive Komponenten gleichzeitig präsent sind. Ihre überwiegende Mehrheit wird von adjektivischen Lexemen mit negativer (pejorativer) Semantik vertreten.

In den meisten Fällen sind sie von emotional-expressiven Verben abgeleitet und werden im Partizip I gebraucht, vgl. erschütternd, schreiend, deprimierend, beeindruckend, verheerend, erschreckend, verängstigend etc. Ihre emotiv-expressiven Komponenten manifestieren hauptsächlich den Grenzgrad eines Merkmals.

Emotiv-wertende adjektivische Lexeme, die in ihrer Semantik emotive und expressive Komponenten enthalten, unterscheiden sich durch die Vielfalt ihrer syntagmatischen Verbindungen. Sie können sowohl

  • mit neutralen Substantiven, vgl. der verheerende (Gesamteindruck), totale (Enthaltsamkeit), erschütterndes (Beispiel) als auch

  • mit emotional gefärbten Substantiven, vgl. schrecklicher (Todesmarsch), der mörderische (Krieg), grausame (Folter) u.a. Verbindungen eingehen.

Wortverbindungen solcher Art gehen in der Regel in verschiedene emotive Klischees über.

Ein bedeutender Teil der emotiv-expressiven Adjektive wird im Superlativ gebraucht. Zum Beispiel: im schreiendsten (Widerspruch), die gewaltigsten (Kriege) etc.

Die emotive substantivische Lexik wird in wissenschaftlichen Texten vorwiegend von Deverbativa (d.h. von deverbalen Substantiven) repräsentiert. Vgl.: die Verblüffung, die Erschütterung u.a.

Ein der kennzeichnenden Merkmale des emotiven Vokabulars von philosophischen und literaturwissenschaftlichen Texten ist der Gebrauch von Wertsubstantiven, in deren Funktion hauptsächlich substantivierte Adjektive gebraucht werden, z.B.:

das Rätselhafte, das Wunderbare, das Schaudererregende, das Jammervolle etc.

Diese lexikalischen Einheiten unterscheiden sich durch verschiedene semantische Inhalte ihrer emotiv-wertenden Komponenten voneinander. Zum Beispiel: das Rätselhafte (emotiv-wertende Komponente "Verwunderung"/"Erstaunen"); das Wunderbare (emotiv-wertende Komponente "Begeisterung"), das Schaudererregende (emotiv-wertende Komponente "Angst/"Entsetzen") etc.

Nicht zu vergessen sind auch zahlreiche emotiv-gefärbte Reduplikate/ Verdoppe­lungen, von denen man in wissenschaftlichen Texten polemischer Natur relativ oft Gebrauch macht, vgl. Bim - Bam, Schnick - Schnack, Krims - Krams, Heck - Meck, Hick - Hack, Wirrwarr, Klimbim etc.

Ihre Anzahl beträgt ca. 2000 Wörter. Vorwiegend handelt es sich hierbei um Substantive, seltener um Verben und Adjektive/Adverbien. Das Prinzip der Reduplikation vereinigt Wörter unterschiedlicher Typen, Herkunft und Semantik. Deshalb rufen sie auch verschiedene psychologische und pragmatische Effekte hervor. In den überwiegenden Fällen charakterisieren Reduplikate abstrakte Begriffe/Ge­scheh­nisse, z.B.: Durcheinander, Verwirrung, Unordnung und dgl. Der Gebrauch von solchen Verdoppelungen in wissenschaftlichen Texten zeugt vom Vorstoß einzelner Elemente der Umgangssprache in das Gewebe wissenschaftlicher Texte.

Den Hauptanteil des emotiven Vokabulars der wissenschaftlichen Literatur stellen substantivische Lexeme mit einem negativen Gehalt der emotiv-werten­den Komponente dar. Meist ist das die EWK mit dem Sem "Mißbilligung/Ta­del". Vgl.: die Strenggläubigen, die Untermenschen und dgl. Zugleich explizieren einige Lexeme ein ironisches Verhältnis des Sprechenden zu dem zu charakterisierenden Menschen, z.B.: der Größere, der Klügere, der Mächtigere etc.