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Учебное пособие 700247.doc
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1. Sprache. Rede. Stil

Bei der Bestimmung des Stilbegriffs gehen wir vom Begriff der "Sprachverwendung " aus9.

Das Verhältnis von "Sprachverwendung" und "Stil" ist vor allem von der Fragestellung her zu klären, ob mit Stil

  • der Prozess des Auswählens und Kombinierens sprachlicher Möglichkeiten oder

  • ein im Text gegebenes Resultat der sprachlichen Tätigkeit gemeint sein soll.

Es wird zwischen la Langue (Sprache /Sprachsystem) und la Parole (Rede) unterschieden (Ferdinand de Saussure). In diesem Sinne wird auch der deutsche Ausdruck R e d e verwendet, nämlich

  • Rede als "Tätigkeit" und

  • Rede als Produkt dieser Tätigkeit.

Nach unserer Auffassung ist Stil eine Erscheinung, die dem Redetext zuzuordnen ist.

Redestil ist Stil von Rede im Sinne von frz. Parole. In diesem Sinne ist jeder Sprachstil zugleich Redestil.

Im Sinne der allgemeinen Sprachwissenschaft (nach einer Unterscheidung von de Saussure) ist darunter die konkrete Anwendung, Aktualisierung des Sprachsystems (frz. la Parole) zu verstehen (im Unterschied zum Sprachsystem selbst (frz. Langue). Jeder Stil einer sprachlichen Äußerung ist in diesem Sinne Redestil.

La Langue + la Parole = langage

Sprachsystem (Möglichkeit) + Rede (Wirklichkeit) = Langage (sprachliche Tätigkeit).

Wichtig !

Der (mündliche oder schriftliche) Text ist das Ergebnis der Auswahl und Verknüpfung sprachlicher Mittel aus dem historisch gesellschaftlich entstandenen und verfügbaren Sprachvorrat

  • Sprachsystem, Sprache als Möglichkeit, als Potenz und

  • da jeder Text auf Auswahl (Substituierbarkeit sprachlicher Mittel) und Verknüpfung (Kombinierbarkeit sprachlicher Mittel) beruht, besitzt jeder Text Stil.

Stil ist nach unserer Konzeption also etwas Textimmanentes, etwas objektiv Sprachliches auf der Textebene.

In Anlehnung an die russische Linguostilistik wird der Stilbegriff prinzipiell als Redestil verstanden, wobei Rede als Redetext. Und nicht als Redeakt festgelegt sei.

Insgesamt unterscheiden wir Begriffe "Sprachsystem", "Redeakt", Redetext", "Redestil".

Die Sprache existiert als Möglichkeit und Wirklichkeit. Beide sind lediglich 2 Seiten ein und derselben Erscheinung.

2. Stil und Expressivität

Eine Abgrenzung unserer Stilauffassung ist erforderlich in Bezug auf Konzeptionen, die in der Expressivität das Wesen des Stilistischen sehen. Mit dem Prädikat "stilistisch" wird das von der Norm abgehobene, das Expressive charakterisiert. Letzteres wird als "stilistisch merkmalhaft" bezeichnet. Stil wäre demnach Abweichung von der Norm10.

Das Wesen der Expressivität sehen wir jedoch nicht nur in einer emotionalen Abweichung von einer gegebenen Norm , sondern in einer gedanklich motivierten Hervorhebung. Beispiele:

  • Weniger wäre mehr (Lessing); Kein Mensch muss müssen;

  • Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss).

Oft ist eine strenge Trennung zwischen beiden Arten freilich schwer möglich.

Expressivität kann einerseits s y s t e m i n t e r n angelegt sein. Sie kann andererseits auch durch die Art der Sprachverwendung seitens des Sprechers erzeugt werden, z.B.

  • durch okkasionale Einmalbildungen (metallische Augen, eiserner Blick)

  • oder durch auffällige Kombinationen von Stilelementen im Text z. B.

Wer niederschlagen wird, der erhebe sich!

"Wer verloren ist, kämpfe!

Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?

Denn die Besiegten von heute , sind die Sieger von morgen

Und aus niemals wird : heute noch!" (Bertolt Brecht)

In solchen Fällen sprechen wir von konstruktionsbedingter (sprecherbedingter Expressivität).

Noch ein Beispiel: Solange sie mich nicht ansprach, sprach sie mich an.

Als sie mich ansprach, sprach sie mich nicht mehr an (Lessing)

Außerdem die normgemäße Ausdrucksweise kann zwar als expressiv merkmals ("null-expressiv"), nicht aber als "stilistisch merkmallos" bezeichnet werden.