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Das Allgemeine im emotiven Lexikon der Texte

Verschiedener funktionaler Stile

Emotiv-wertende Wörter, die in literarischen, wissenschaftlichen, populär-wissen­schaftlichen Texten und Zeitungstexten gebraucht werden, besitzen eine Reihe von allgemeinen (identischen) Merkmalen. Die Allgemeinheit des emotiven Lexikons solcher Texte zeigt sich vor allem im Vorhandensein der identischen kategorialen Grundwortarten, und zwar:

  • von emotiv-wertenden Substantiven,

  • emotiv-wertenden Adjektiven/Adverbien und

  • emotiv-wertenden Verben.

Im emotiven Vokabular der literarischen Texte, Pressetexte, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Texte läßt sich ein und dieselbe semantische Typologie der emotiv-wertenden Wörtern erkennen (Kapitel 2). Zugleich muss man aber betonen, dass die semantischen Typen, die von emotiv-werten­den Wörtern repräsentiert werden, der Form nach übereinstimmen, sich aber ihrem semantischen Inhalt und Bestand nach unterscheiden.

In Texten der schöngeistigen, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Literatur sowie in Zeitungstexten dominieren hauptsächlich Wörter mit einer emotiven Wertungskomponente im denotativen Semem der Wortbedeutung, was sich zum Teil dadurch erklären läßt, dass sie älteren Ursprungs sind und lebenswichtige Aspekte des menschlichen Daseins bezeichnen, z.B.: "Tätigkeiten", "Eigenschaften" (Charakterzüge), "Zustände" und das "Äußere" eines Menschen

"Er (der alte Indoeuropäer) suchte nach Zeichen, um das zu sagen, was er denkt, und deswegen schuf er die Sprache. Zu seiner Zeit war die Sprache nicht im geringsten dem ähnlich, was sie heute ist. Die Wörter, die Morphologie und Syntax besaßen einen vollen Sinn. Wortverbindungen drückten über die Welt das aus, was man für die Wahrheit hielt; sie teilten Kenntnisse - Erkenntnisse mit" (Hose Ortega-GasseT 1991, S. 337).

In der Regel steht die emotive Wertungskomponente mit den anderen Komponenten der Wortbedeutung in Verbindung: mit der expressiven (stürmisch, überhell), bildlichen (würzlos, steppenwölfisch) und ethnokulturellen Komponente (Preuße, Spaghettifresser) u.a.

Unter den emotiv-wertenden Wörtern dominieren lexikalische Einheiten mit einer konkreten Semantik oder Wörter mit einer konkret wertenden Bedeutung im Vergleich zu Wörtern mit einer allgemeinwertenden Bedeutung. Wörter mit einer allgemeinwertenden Bedeutung werden in Texten verschiedener funktionaler Stile vorwiegend von sogenannten Wertwörtern repräsentiert, die ihrem semantischen Inhalt und Wertungsstatus nach identisch sind. Meistens geht es dabei um Wertadjektive (toll, herrlich, phänomenal, fein etc.).

Die emotiv-wertende Lexik der deutschen Gegenwartssprache, die in Texten verschiedener funktional-stilistischer Zugehörigkeit gebraucht wird, zeichnet sich durch die Synonymiät ihres semantischen Wortbestandes aus. In gewissen Maße hängt das mit der Funktion der emotiv-wertenden Wörter zusammen. Aus axiologischer Sicht dienen sie dazu, das Besondere, Konkrete, Individuelle aus dem Allgemeinen, Universalen auszugliedern.

Vom axiologischen Standpunkt aus wird die emotiv-wertende Lexik durch Wörter mit negativer (pejorativer) Semantik vertreten. Die quantitative Disproportion von positiv- und negativ- wertenden Wörtern ist erheblich. In den meisten Fäl­len übertreffen Lexeme mit pejorativer Semantik mengenmäßig die Wörter mit meliorativer Semantik. Nur in populär-wissenschaftlichen Texten dominieren Lexeme mit positivem semantischem Inhalt.

Zu den identischen Merkmalen der emotiv-wertenden Lexeme, die in literarischen, wissenschaftlichen Texten und Zeitungstexten gebraucht werden, gehört ihre Abgeleitetheit. Das bedeutet, dass die Mehrzahl der emotiv-wertenden Wörter emotional gefärbte Komposita oder abgeleitete Wörter sind (im Vergleich zu den unabgeleiteten (autonomen) emotiv-wertenden Lexemen, deren Anteil im gesamten Bestand des emotiven Vokabulars der Texte verschiedener funktionaler Stile relativ gering ist). Diese Tatsache ist vor allem auf zahlreiche Wortbildungsmöglichkeiten der deutschen Sprache zurückzuführen.

Im Artikel "Deutsche Sprache" der Blockhaus - Enzyklopädie werden typische Merkmale der deutschen Sprache genannt, unter ihnen z.B.:

  • die Betonung der Stammsilbe und der sinntragenden Redeteile eines Satzes;

  • die Anschaulichkeit und Wurzelgebundenheit des Wortschatzes;

  • die Freiheit der Wortstellung, die Umklammerung im Satzbau;

  • die Dynamik im Bereich der Inhalte u.a.

Als weitere Besonderheit wird auch der Formenreichtum der deutschen Sprache betont. (Blockhaus-Enzyklopädie. In: Roth 1978, S. 465). Ludwig Reiners weist auch auf die vielfältigen Derivationsmöglichkeiten der deutschen Sprache hin. In seiner Arbeit "Deutsche Stilkunst" (1944) schreibt er:

"Der Reichtum der deutschen Sprache beruht zum großen Teil darauf, durch Vor - und Nachsilben und durch Zusammensetzungen neue Wörter zu schaffen" (Reiners 1944, S. 15).

Eine der bedeutendsten lexikalischen Schichten im emotiven Lexikon der literarischen, wissenschaftlichen, populär-wissenschaftlichen Texte und Zeitungstexte bildet die emotive gebildet-geistreiche (oder intellektuell-kulturelle) Lexik. Sie wird durch lexikalische Einheiten verschiedener Bereiche menschlicher Kenntnisse vertreten, z.B. Philosophie (Stoiker, Philanthrop), Geschichte (Barbar), Religion (pharisäisch, Hiob, Idol), Mythologie (Aurora, Phönix) u.a. Der Wortbestand der intellektuell-kulturellen Lexik involviert auch emotiv-gefärbte Fremdwörter. Vgl.: echauffieren, poussieren, Kurage, korybantisch etc. In den meisten Fällen handelt es sich um Entlehnungen aus dem Lateinischen und Französischen.

Als ein wichtiger Bestandteil des emotiven Vokabulars stilistisch unterschiedlicher Texte tritt die emotiv-pathetische Lexik auf. Vgl.:

  • Gnade, Huldigung, Verehrung, Philanthropie etc. (in schöngeistigen, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Texten);

  • Aufopferung, Bürgersinn, Zivilkurage, Bürgertugend, Altruismus etc. (in Pressetexten).

In diesem Zusammenhang muß ich aber auch betonen, dass in der letzten Zeit der Trend zum Gebrauch der emotiv-pathetischen Lexik in Zeitungstexten immer mehr abnimmt.

Als allgemeines Merkmal für literarische, wissenschaftliche, populär-wissenschaft­liche Texte und Pressetexte gilt die Säkularität. In allen genannten Texttypen ist ein intensiver Gebrauch der emotiv-sakralen Lexik evident. Vgl.:

  • in schöngeistigen Texten: Satan, Nonne, Märtyrer, "Gang durch die Hölle" etc.;

  • in Pressetexten: Paradies für Geschäftsmänner und Mafiosi, apokalyptischer (Krieg), Sünde, gnadenlos etc.

Die Gründe für den Gebrauch christlicher Wörter in einem säkularen Kontext sind vielfältig.

"Die Skala reicht von einfacher Effekthascherei, die durch ungewöhnliche Formulierungen Aufmerksamkeit wecken will oder den Beifall des Hörers/Lesers sucht, bis zum bewussten Bekehrungsversuch zum Unglauben, der sich unter anderem des Mittels der Blasphemie bedient. Teils aus Unachtsamkeit, teils gezielt, teils völlig cool, teils mit subtiler Raffinesse wird das Sakrale entweiht, das Mysterium versachlicht, das Hohe herunterredet. Oft ist das Sprechen unkontrolliert, oft aber auch intolerant und rücksichtslos" (Frank 1994, S. 246).

Für das emotive Lexikon verschiedener funktional-stilistischer Texte ist auch der Gebrauch von umgangssprachlichen Lexemen typisch, obwohl diese in größerem Maße schöngeistigen Texten eigen sind, was, nach Meinung der deutschen Sprachforscher, auf die Tendenz zur Demokratisierung und Popularisierung der umgangssprachlichen Lexik" zurückzuführen ist (Langer 1990, S. 1)

Die Allgemeinheit des emotiven Vokabulars der literarischen, wissenschaftlichen, populär-wissenschaftlichen Texte und Zeitungstexte zeigt sich im Vorhandensein der sogenannten emotiven Grenzlexik (oder emotiv-extremen Lexik), d.h. im Gebrauch solcher Wörter, in deren Bedeutung die emotiv-werten­de Komponente mit der expressiven Komponente verbunden ist, wobei die expressive Komponente, in der Regel, einen absoluten Grad der Intensität der emotionalen Wertung manifestiert. Obwohl die emotiv-extreme Lexik ihrem semantischen Wortbestand nach heterogen ist, sind ihre Grundtypen sowohl in Texten der schöngeistigen, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Literatur als auch in Pressetexten relativ gleichmäßig repräsentiert. In der emo­tiven Grenzlexik dominieren folgende Klassen von Wörtern:

  1. Wörter, die den Grenzgrad von Emotionen/Gefühlen manifestieren (z.B.: Groll, Graus, Grimm, Horror, Alptraum, Rausch, total, unerhört, enorm, bodenlos, ungeheuer, uferlos etc.);

  2. brisante Wörter, die zur Charakteristik extremer Eigenschaften eines Menschen gebraucht werden (z.B.: extrem, exaltiert, impulsiv, hemmungslos, zügellos, wüst, rasend, wild, maßlos, ungebunden etc.);

  3. Wörter mit formalem Ausdruck der emotiv-wertenden Komponente (meist lexikalische Einheiten mit den Präfixen: un -, über - und dem Suffix - los). Wörter mit solchen Affixen explizieren folgende semantische Merkmale:

  • Grenzenlosigkeit - grenzenlos, uferlos, bodenlos; Unendlichkeit - unendlich;

  • Unsagbarkeit - unsäglich;

  • Unerträglichkeit - unerträglich;

  • Unwiederbringlichkeit - das " unwiederbringlich Verlorene";

  • Unberechenbarkeit - unberechenbar; Ungeheuerlichkeit - ungeheuer wichtig etc.

  1. Diese Wörter können auch verschiedene Übereigenschaften eines Subjekts (übereifrig), überempfindlich) sowie auch Überzustände (übermüdet) manifestieren.

  2. Die emotiv-extreme Lexik wird hauptsächlich in Texten mit der Beschreibung verschiedener emotional-psychologischer Zustände eines Menschen verwendet. Oft wird sie durch lexikalische Einheiten mit grammatischem Ausdruck der emotiv-wertenden Komponente ersetzt, vgl. heldenhafteste (Versuche), schönste (Musik), klarster (Verstand) u.a. Der Superlativ des Adjektivs dient hierbei zur Verstärkung des emotionalen Verhältnisses eines Bewertungssubjekts zum betreffenden Objekt.

  3. Zum Wortbestand der emotiven Grenzlexik gehören auch Wörter, die extreme (entgegengesetzte, d.h. polare) Begriffe bezeichnen. Zum Beispiel "Schönheit" (traumschön, reizend, entzückend) einerseits, andererseits "Häss­lichkeit" (häßlich, ekelhaft, Monstrum, Missgebilde).

  4. Eine weitere Schicht im Corpus der emotiv-extremen Lexik bilden die sogenannten negierenden Lexeme. In der Regel manifestieren sie einen absoluten Grad von Gegebenheiten/Erscheinungen (vgl.: nie, nirgends, niemals, nirgendwo, nichts etc.). Die Rolle der Negationen bei der Manifestierung von menschlichen Emotionen/Gefühlen bzw. Zuständen ist nicht zu unterschätzen.

"Negationen sind aufgrund ihrer Bindung an bestimmte Bejahungen ein beliebtes Stilmittel, um positive Aussagen einzuleiten, Vergangenes und Gegenwärtiges abzugrenzen oder Fehlendes und Vorhandenes gegenüberzustellen" (Sowinski 1991, S. 232).

  1. Ein großer Anteil im Corpus der emotiv-wertenden Lexeme sind Wertwörter, die den Grenzgrad der Wichtigkeit/Bedeutsamkeit eines Geschehnisses/Faktums der realen Wirklichkeit explizieren. Zum Beispiel: erdrutschartiger (Erfolg), brisantes (Material), brandaktuelle (Mode), brillianteste (Köpfe, Spezialisten), ausschlaggebende (Rolle) etc.

Die hervorgehobenen allgemeinen Züge der emotiv-wertenden Lexik, welche in literarischen, wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Texten und Pressetexten gebraucht wird, zeugen von einer allgemeinen Basis im emotiven Wortbestand der Texte verschiedener funktionaler Stile.

Die Unterschiede im Funktionieren der emotiv-wertenden Wörter in Texten verschiedener funktionaler Stile hängen von der semantischen Spezifik ihres emotiven Lexikons ab.