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2.3. Die soziale Gemeinwesen3arbeit

Die dritte klassische Methode der sozialen Arbeit entstand aus der Erkenntnis heraus, dass Probleme von einzelnen Menschen häufig gesellschaftlichen Ursprungs sind und dass deshalb Hilfe für den Einzelnen auch Veränderung von gesellschaftlichen Bedingungen bedeuten muss. Dazu gehört, dass die Bevölkerung einer Straße, einer Wohnsiedlung, eines Dorfes, eines Stadtteils oder einer ganzen Stadt gemeinsame Probleme erkennt und eigene Kräfte entwickelt, um an der Beseitigung von sozialen Missständen und deren Ursachen gemeinsam zu arbeiten.

Gemeinwesen bezeichnet eine bestimmte räumliche Einheit1, wie zum Beispiel einen Stadtteil, eine Wohnsiedlung, eine Gemeinde, eine ganze Stadt usw. Gemeinwesenarbeit meint eine grundsätzliche Herangehensweise2 an soziale Probleme und will eine Verbesserung für die Menschen und ihrer Probleme in dieser räumlichen Einheit. Die Verbesserung wird durch eine Vielzahl von Handlungen, Tätigkeiten und Maßnahmen erreicht und schließt in der Regel die Aktivierung der betroffenen3 Menschen mit ein.

Daneben gibt es auch öffentliche Einrichtungen, welche die Wohlfahrt und die Gesundheit der betroffenen Menschen in einem Gemeinwesen verbessern helfen.

Solche Einrichtungen sind zum Beispiel Sozialdienste, Schaffung von Entlastungsmöglichkeiten für Familien, Vermittlung von Berufsförderungsmaßnahmen.

Die heutige Sichtweise4 von Gemeinwesenarbeit hat sich etwas geändert: Hier wird Gemeinwesenarbeit nicht mehr als „dritte Methode" neben der sozialen Einzelhilfe und der sozialen Gruppenarbeit verstanden, sondern als übergreifendes Arbeitsprinzip, welches soziale Einzelhilfe und soziale Gruppenarbeit mit einschließt.

Ziele der sozialen Gemeinwesenarbeit

Übergeordnetes Ziel der sozialen Gemeinwesenarbeit ist eine qualitative Verbesserung der menschlichen Lebensräume. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, sind vorhandene Ressourcen zu bündeln und Einzelmaßnahmen zu vernetzen. Dies bedeutet:

- Schaffung von Bedingungen, die Selbst- und Mitbestimmung erlauben,

- Aktivierung der Bewohner,

- Stärkung sozialer Beziehungen,

- Vorbeugung5 sozialer Probleme,

- Konflikt- und Krisenbewältigung,

- Aufhebung der Benachteiligung bestimmter Personen und Personengruppen.

Anwendungsprinzipien. Folgende Arbeitsprinzipien sind in der sozialen Gemeinwesenarbeit von Bedeutung :

1. Gemeinwesenarbeit hat sich an den Interessen der Wohnbevölkerung zu orientieren: Es ist zu erkunden, wo die Interessen und Bedürfnisse der Menschen im Stadtteil liegen. Sozialpädagogisches Handeln richtet sich weniger an einzelne Personen, sondern konzentriert sich stärker auf die Veränderungen von Situationen und das soziale und kulturelle Umfeld.

2. Gemeinwesenarbeit aktiviert die Menschen, unterstützt Eigeninitiative und Selbsthilfekräfte: Die Betroffenen selbst entwickeln mit Unterstützung der Fachleute, was sie selbst zur Verbesserung ihrer Situation tun können. Alltagssolidarität, Selbsthilfekräfte und Selbstorganisation werden gefördert.

3. Gemeinwesenarbeit nutzt vorhandene Ressourcen: Der Bewohner mit seinen Problemen wird in seiner sozialen Einbindung im Stadtteil und unter Berücksichtigung seiner „Stärken" und „Bewältigungskräfte", die in seinem sozialen Umfeld zu suchen sind, gesehen. Auch Ressourcen wie Nachbarschaften, Dienstleistungsstrukturen werden aktiviert und genutzt. Gemeinwesenarbeit stellt aber auch Ressourcen in Form von Dienstleistungen wie Räume, Beratung, Betreuung, emotionale Stützung, praktische Alltagshilfe, Aufbau und Erweiterung von sozialen Netzen zur Verfügung.

4. Gemeinwesenarbeit ist ein zielgruppen- und bereichsübergreifender Ansatz: Gesucht wird nach Problemkreisen im Stadtteil, an deren Beseitigung möglichst viele verschiedene Gruppierungen interessiert sind, so dass sich möglichst viele Bewohner an Aktivitäten1 beteiligen, z.B. Verbesserung des Wohnumfeldes2. Genutzt werden die Kompetenzen3 möglichst vieler Bereiche im Stadtteil. Im Wohnsektor könnten durch Gemeinwesenarbeit z. B. wichtige Anregungen für die Planung und Umgestaltung von Wohnsiedlungen geben werden.

5. Gemeinwesenarbeit zielt auf Vernetzung, auf Kooperation und Koordination der sozialen Dienste. Für eine erfolgreiche Durchführung von Projekten ist eine kooperative Zusammenarbeit von professionellen und ehrenamtlichen Akteuren aus verschiedensten Bereichen im Stadtteil nötig. Bestehende soziale Netze sind zu stärken und soziale Dienste im Stadtteil zu vernetzen.

Schritte des Vorgehens

Die soziale Gemeinwesenarbeit durchläuft folgende Phasen:

- Phase der Analyse. Der Gemeinwesenarbeiter versucht durch Beobachtung oder Befragung, Missstände oder Bedürfnisse aufzudecken und die Lokalität gründlich zu analysieren.

- Phase der Planung. Es werden Ziele festgelegt und anhand dieser wird ein Plan bzw. eine Strategie erarbeitet, um diese Ziele zu verwirklichen.

- Phase der Aktion. Der Plan wird in die Wirklichkeit umgesetzt.

- Phase der Auswertung. Das entwickelte Konzept1 wird bewertet. Wenn durch den Plan eine Verbesserung erreicht wurde, dann muss darauf geachtet werden, dass diese langfristig ist und dass die Anwohner des Gemeinwesens selbstständig und selbstverantwortlich handeln.

- Phase der Nachbereitung und Neuplanung. Die durch Aktionen ausgelösten Veränderungen machen oft zusätzliche Maßnahmen erforderlich.

- Phase des Rückblicks und der erneuten Beurteilung. Eine Analyse der Wirkung ist immer wieder angezeigt, um zu beurteilen, ob das Gesamtkonzept noch effektiv ist. Wenn nicht, sind neue Ziele und Projekte zu entwickeln. Somit beginnt der Prozess von vorne.