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am Radio mitverfolgt. Aber mit dem Angebot stieg auch die Hörerzahl. Was heute ganz selbstverständlich ist als "Nebenbei-Medium", war am Anfang eine Revolution.

Ein Foxtrott macht den Anfang

Als die Menschen begannen, mit Elektrizität zu experimentieren, bestand einer der ersten Versuche darin, Nachrichten zu übermitteln: erst mit Draht, bald ohne. Voraussetzung für die drahtlose Telegrafie war die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz in den Jahren 1887 und 1888. Röhrenbetriebene Sendeanlagen erzeugten Hochfrequenz-Schwingungen, welche die Übertragung von Sprache und Musik erlaubten.

Am Anfang dachte noch niemand an "Unterhaltungsrundfunk", sondern an den kommerziellen und militärischen Nutzen, eine Nachricht an viele Empfänger zu verbreiten. Schon im Ersten Weltkrieg wurden dazu Detektorgeräte und Röhrenapparate eingesetzt. Auch Börsendaten wurden so verbreitet. Der Rundfunk zu Unterhaltungszwecken begann zunächst in den Niederlanden und den USA. Am 28. Oktober 1923 war es dann auch in Deutschland so weit. Aus dem Berliner Voxhaus wurde ein Foxtrott zu Gehör gebracht.

Der Staat bestimmt das Programm

Anfangs sah die Politik den Rundfunk skeptisch: Was würden die Massen mit dieser Technik anstellen? Doch Radiopionier Hans Bredow, der bei der Post für den Aufbau eines Rundfunknetzes zuständig war, konnte die Bedenken zerstreuen. Er sah im Rundfunk vor allem die Möglichkeit, die Hörer zu bilden und zu unterhalten. Allerdings wollte der Staat zur Zeit der Weimarer Republik sowohl die Inhalte als auch die Technik kontrollieren. Die Radio-Industrie wurde daher dazu verpflichtet, nur Geräte herzustellen, mit denen nur ein enger Mittelwellenbereich empfangen und nicht selbst gesendet werden konnte. Da die Technik aus der Telegrafie kam, war die Reichspost für Sendeund Empfangstechnik zuständig: Das Radio für zu Hause musste bei der Post mit einer Urkunde genehmigt werden. Außerdem hatte jeder Radiobesitzer eine Gebühr zu entrichten.

Drittes Reich - das Radio wird Massenmedium

Nach ihrer Machtübernahme 1933 kontrollierten die Nationalsozialisten den Rundfunk. Da schon in der Weimarer Republik Sendeanlagen und Empfangstechnik staatlich kontrolliert waren, hatten die neuen Machthaber nicht viel Mühe, den Rundfunk ganz in den Dienst ihrer Ideologie zu stellen. Dazu machten die Nationalsozialisten, allen voran Propagandaminister Joseph Goebbels, zunächst das Radio zum Massenmedium und ließen ein billiges Gerät produzieren: den Volksempfänger, im Volksmund auch "Goebbelsschnauze" genannt. Zwar war es möglich, mit einem Volksempfänger ausländische Sender zu empfangen, allerdings war das Hören von "Feindsendern", insbesondere der britischen BBC, streng untersagt. Auf die Weitergabe der "Feindsender"-Informationen stand die Todesstrafe. Gerade in der Anfangszeit wurde diese zur Abschreckung tatsächlich auch verhängt und vollstreckt.

Nachkriegszeit – staatsfern und dezentral

Nach ihrem Sieg im Zweiten Weltkrieg entzogen die Alliierten den Deutschen sofort die Kontrolle über den Rundfunk. Am 13. Mai 1945, fünf Tage nach der be-

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dingungslosen Kapitulation Deutschlands, verstummte der Sender Flensburg, die letzte Station des Propagandafunks. Nach dem Willen der drei westlichen Siegermächte durfte das Radio in Deutschland nie mehr zentrales Instrument der Informationsvermittlung werden. Eine staatsferne, öffentlich kontrollierte Rundfunkordnung sollte errichtet werden. Man entschied sich für das System der BBC: gebührenfinanziert, dezentral organisiert und durch Gremien kontrolliert. Bald wurden wieder politische Informationen verbreitet und der Rundfunk zur Verbreitung demokratischer Ideen benutzt. Eingeführt wurden zum Beispiel Diskussionen und Sendungen mit Hörerbeteiligung. Auch Bildung und Unterhaltung spielten wieder eine Rolle, dazu kam Aufklärungsarbeit über den Nationalsozialismus. Von den Nürnberger Prozesse wurde mehrmals am Tag berichtet. Und Kultur war wichtig, denn die Deutschen hatten viel aufzuholen: Von der internationalen Entwicklung in Musik und Literatur waren sie lange abgeschnitten gewesen, viele große Künstler waren ins Exil gegangen. Jetzt konnte man sie wieder dank Hörspielen und Lesungen im Radio erleben. 1949 wurden die Sender in deutsche Hände gegeben. 1950 schlossen sich die Anstalten zur ARD zusammen, der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands.

Die Einführung des UKW-Radios

Bis Mitte der 1950er Jahre sendete man in Europa vor allem auf Mittelwelle. Die Mittelwelle hatte sehr große Reichweiten, mit ihr ließen sich nationale Programme ausstrahlen. Nach dem Krieg wurden die Frequenzen auf der Kopenhagener Wellenkonferenz von 1948 neu verhandelt. Die Beschlüsse traten 1950 in Kraft. Deutschland als besetzte Nation war nicht vertreten und bekam nur ganz wenige, schlechte Frequenzen: Die Deutschen sollten ja sowieso keinen zentralen Rundfunk mehr haben. Die Alternative war die Ultrakurzwelle, die anders als die Mittelwelle nur sehr kurze Reichweiten, dafür aber eine bessere Qualität hatte. Die ersten UKW-Sender Mitte der 50er Jahre hatten zunächst nur wenige Hörer, denn für den Empfang waren teure Radiogeräte nötig. Doch im Wirtschaftswunderland Deutschland konnten sich schnell immer mehr Menschen diese Radios leisten.

Entwicklung des Popradios in Deutschland

Bis in die 70er Jahre schalteten die Hörer das Radio ganz gezielt für eine bestimmte Sendung ein. Auf die Hitparade folgte Klassik, dann Nachrichten und dann ein Hörspiel. Jeder Hörer hatte so seine Lieblingszeit aber keinen Lieblingssender. Das änderte sich mit der Einführung des Fernsehens, das dem Radio große Konkurrenz machte. Die Hörer sollten nun nicht mehr warten, bis "ihre" Sendung im Radio kam, sondern das Radio sollte sie durch den Tag begleiten. Die Folge waren mehr Abwechslung, mehr Nachrichten, schnellere Berichterstattung und viel Musik. Man passte sich den veränderten Hörgewohnheiten an. Anfang der 70er Jahre starteten die ARD-Anstalten zusätzliche Popund Servicewellen. Pioniere waren Bayern 3 (Sendestart 1971), HR 3 (1972) und vor allem SWF 3 (1975). Die SWF 3-Sendung "Pop Shop" wurde zum Hörermagnet. Vorbild war wieder einmal die BBC. Sie hatte als erste europäische Anstalt eine Popwelle entworfen: BBC1. Popkultur, freche Moderation und die neusten Hits machten den Sender zum Kult.

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Der Privatfunk entsteht

1981 machte das Bundesverfassungsgericht mit einem Urteil den Weg für den privaten Rundfunk frei. Stadtradios und landesweite Programme eroberten den Radiomarkt. Schwierige Zeiten für die öffentlich-rechtlichen Sender, die sich einerseits dem Zeitgeist und damit dem privaten Sound anpassen und andererseits eigene Akzente setzen mussten. Eine Folge war, dass die unterschiedlichen Programme der Öf- fentlich-Rechtlichen stärker nach Alter und Musikfarbe voneinander abgegrenzt wurden. Um nicht noch mehr jugendliche Hörer an die Privaten zu verlieren, wurden neben den Popauch Jugendwellen etabliert.

Internet als Zukunft des Radios

Mittlerweile hat das Internet das Radio als "schnellstes Medium" überholt. Und während die Radiopräsenz für viele Musiker früher überlebenswichtig war, stellen viele von ihnen ihre neuen Lieder heute im Internet vor. Immer weniger Jugendliche besitzen überhaupt noch ein Radiogerät. Sie hören und kaufen Musik über das Internet. Deshalb sind die Radiosender auch im Netz präsent. Dort versorgen sie ihre Hörer nicht nur mit Artikeln und Fotos, sondern auch mit einem Livestream ihres Programms. Und ungezählte Webradios in der ganzen Welt bedienen den persönlichen Musikgeschmack rund um die Uhr. Weitere große Vorteile der Radioprogramme im Internet sind Podcasting und "Audio on demand" (Audio auf Abruf): Der Hörer kann genau die gewünschten Beiträge abonnieren beziehungsweise herunterladen, sie dann auf seinen Computer oder MP3-Player übertragen und jederzeit anhören. Manche Beiträge kann er zwar nicht herunterladen, dafür aber auf der Webseite des Senders anhören1. (7 070)

Digitaler Rundfunk in Deutschland

Im kommenden Jahr ist es soweit. Zum 30. April 2012 endet die Geschichte der analogen Satelliten-Signale, um 3 Uhr dieses Tages findet die Sat-Analogabschaltung statt. Damit sind keine analogen Signale mehr über Satelliten zu empfangen, das digitale Zeitalter geht damit in die nächste Runde.

Für den digitalen Rundfunk in Deutschland wird dieser Moment ein historischer Moment sein. Während sich immer noch zahlreiche Bürger davor scheuen, auf digital statt analog zu setzen. Da die Sat-Analogabschaltung alle Satelliten-Seher und -Hörer betrifft, ist es wichtig, sich rechtzeitig zu informieren, beispielsweise über den Kauf eines neuen Receivers, falls der bisherige nur analoge aber keine digitalen Signale empfangen kann.

Dabei bietet die Sat-Analogabschaltung und die Umstellung auf den digitalen Rundfunk in Deutschland viel mehr Möglichkeiten für Satelliten-Besitzer. Für Kabelkunden hingegen bleibt auch nach der Abschaltung der analogen Signale alles beim Alten. Doch für Satelliten-Seher ändert sich vieles – jedoch nicht hin zum Schlechten, sondern zum Guten. Mit der Nutzung des digitalen Rundfunks in

1 http://www.planet-wissen.de/kultur_medien/radio_und_fernsehen/geschichte_des_radios/ 23

Deutschland wird es vielleicht auch möglich sein, mehr Sender auf der begrenzten Anzahl von Frequenzen unterzubringen. Damit eröffnen sich den Besitzern von Satellitenschüsseln nach der Sat-Analogabschaltung noch mehr Möglichkeiten als jetzt. Die Vielfalt des Programms könnte deutlich mehr werden, ein Pluspunkt für die Abschaltung der analogen Signale.

Der große Vorteil der Sat-Analogabschaltung und die Umstellung auf den digitalen Rundfunk werden jedoch die Verbesserung der Bildund der Tonqualität sein. Die Zukunft des Fernsehens heißt HD, High Definition, und die Umsetzung dessen ist nur möglich über den digitalen Empfang. Ein analoger Empfang von Signalen über Satelliten macht die hohe Bildqualität wieder zunichte. HD bringt dann nichts. Der digitale Rundfunk stellt deshalb eine Verbesserung dar für die Empfänger – selbst wenn ein neuer Receiver nötig ist dazu. Denn bessere Qualität rechnet sich meist, und ein besseres Bild und ein besseres Ton machen gerade bei Filmen und bei Übertragungen von Livekonzerten und von Sportereignissen sehr viel aus.

Die Sat-Analogabschaltung stellt damit eine Erweiterung der Empfangsmöglichkeiten in Deutschland dar, während so mancher den digitalen Rundfunk in Deutschland und das Ende der analogen Satelliten-Signale unnötigerweise kritisiert hat. Die Zukunft ist digital, auch beim Rundfunk und beim Fernsehen. Nur wenn mit der Zeit gegangen wird, ist High Definition in Reinform möglich, und dies ist nicht möglich mit analogen Signalen, dies werden die Kritiker der Sat-Analogabschaltung eines Tages auch zu würdigen wissen und dann anerkennen, dass der digitale Rundfunk das Beste ist, was Deutschland in Sachen Technik passieren konnte!1 (2 400)

Fernsehgeschichte in Deutschland

Am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1952 nahm der Nordwestdeutsche Rundfunk von einem Bunker auf dem Hamburger Heiligengeistfeld aus den Sendebetrieb auf. Zunächst auf drei Stunden Sendezeit täglich angelegt, entwickelte sich das Fernsehen bald zum Massenmedium. 1975 besaßen schließlich 93 Prozent aller deutschen Haushalte einen Fernsehapparat. Die Anfänge des Fernsehen aber reichen schon weit ins 19. Jahrhundert zurück.

Als die Bilder laufen lernten

Wann zum ersten Mal bewegte Bilder übertragen wurden, lässt sich nicht genau festlegen. Wahrscheinlich war es 1924. In diesem Jahr erwarb der Leipziger Physiker und Elektrotechniker August Karolus ein Patent für die Lichtsteuerung bei der Fernsehbildübertragung. Schon 1884 hatte Paul Nipkow eine Scheibe zur Bildzerlegung und Wiederzusammensetzung erfunden – und damit die Grundlagen mechanischer Bildübertragung geschaffen. Nur konnte man zunächst wenig mit dieser Erfindung anfangen. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Patente für unterschiedliche Fernsehsysteme angemeldet. Aber erst 1928 wurde auf der Funkausstellung in Berlin das Fernsehen vorgestellt. In den folgenden Jahren wurde die Technik immer weiter verfeinert und ausgebaut.

1 http://www.softmoderne.de/rundfunk.html

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Klar war inzwischen: Bei der Übertragung bewegter Bilder kommt es auf die rasche Aufeinanderfolge der Bilder an. Folgen bei einer Übertragungsgeschwindigkeit von einer Sechzigmillionstel Sekunde mindestens 25 Bilder in der Sekunde aufeinander, verschmelzen sie für den Betrachter zu einer fortlaufenden Bewegung.

Elektrische Bilder

In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Nipkow-Scheibe durch das Ionoskop, einen Elektronenstrahl-Zerleger, abgelöst: Durch das Ionoskop wird das Bild auf eine Platte geworfen, die mit einer lichtelektrischen Schicht überzogen ist. Das Bild zeichnet sich in Form unterschiedlich großer elektrischer Ladungen auf der Platte ab: So entsteht ein dem optischen entsprechendes elektrisches Bild, das nun Punkt für Punkt durch einen Elektronenstrahl abgetastet, einem Verstärker zugeführt und schließlich auf elektrischem Wege übertragen wird. 1931 demonstrierte der Physiker und Erfinder Manfred von Ardenne in Berlin die erste elektronische Fernsehanlage, die auf diese Weise Bilder übermittelte. Dabei kam die "Braunsche Röhre" zum Einsatz, ein Gerät, mit dessen Hilfe schnell wechselnde Spannungen beziehungsweise Ströme sichtbar gemacht werden. Sie ist auch heute noch wesentlicher Bestandteil eines Fernsehers.

Fernsehen in den 50er Jahren

Im Laufe der 50er Jahre wurde das Fernsehprogramm erweitert. Zunächst auf täglich drei Stunden Sendezeit ausgelegt, gab es Ende der 50er Jahre pro Tag bereits ein fünfstündiges Fernsehprogramm. Zu dieser Zeit verstanden die Programmverantwortlichen Fernsehen in erster Linie als Bildungsmedium, das nur zu einem sehr geringen Teil unterhalten sollte.

Eine neue Qualität des Erlebens eröffnete sich den Zuschauern vor allem durch Live-Übertragungen. Weil sie besonders aufwendig und weniger planbar waren als Studiosendungen, kamen sie selten ins Programm. Erste wichtige Großereignisse, die "live" einem Massenpublikum zugänglich gemacht wurden, waren die Krönung Königin Elizabeths II. 1953 und die Fußballweltmeisterschaft 1954.

Fernsehen in der DDR

Am 21. Dezember 1952 strahlte das Fernsehen in der DDR erstmals die Nachrichtensendung "Aktuelle Kamera" aus – zu Ehren von Stalins 73. Geburtstag. Dieses Programm war aber zunächst nur ein Versuch. Am 3. Januar 1956 startete dann der offizielle Sendebetrieb des "Deutschen Fernsehfunks" (DFF) im Fernsehzentrum Ber- lin-Adlershof. Der DFF wollte Fernsehen für ganz Deutschland sein. Doch trotz grenznaher Sender gelang es dem DFF nicht, die ganze Bundesrepublik zu erreichen, während die ARD später fast die ganze DDR erreichte.

Ähnlich wie in der BRD beschränkte sich auch das DDR-Fernsehen in den ersten Jahren auf nur wenige Stunden Sendezeit am Tag. 1960 wurde die Medienlandschaft um ein zweites Programm erweitert. Bis Ende der 60er Jahre wurde auch in der DDR das Fernsehen zur beliebtesten Freizeitbeschäftigung. Mit einer täglichen Sendedauer von durchschnittlich zwölf Stunden und rund vier Millionen Empfangsgeräten war das Fernsehen nun Massenmedium. Trotz strenger Verbote schauten viele

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Menschen auch Westfernsehen. Der Staatsführung der DDR gelang es nicht, den massenhaften Konsum westdeutscher Programme zu verhindern.

Das Zweite Deutsche Fernsehen

Mit dem Programmbeginn des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) am 1. April 1963 veränderte sich die Medienlandschaft in der Bundesrepublik. Ursprünglich hatte sich die Regierung Adenauer einen zweiten öffentlich-rechtlichen Sender gewünscht, der dem Bund unterstellt sein sollte. Doch 1961 verbot das Bundesverfassungsgericht in seinem "Ersten Fernsehurteil" die Gründung eines Senders unter Einflussnahme der Bundesregierung. Das ZDF wurde schließlich auf Initiative der Ministerpräsidenten der Bundesländer durch einen Staatsvertrag begründet. Von Anfang an stand es bewusst in Konkurrenz zur ARD und war darum bemüht, sich als vollwertige Programmalternative zu etablieren. Bildungsund Unterhaltungsprogramme, gepaart mit einer starken Orientierung an Zuschauerwünschen, sollten im ZDF besonderes Gewicht haben.

Ausbau der Programme in den 60er Jahren

In den 60er Jahren wurde das Programmangebot sowohl im Osten als auch im Westen erweitert und variiert. Regionalund Werbeprogramme wurden ausgebaut, später dann Fernsehserien aus amerikanischen Archiven (zum Beispiel "Fury" oder "Am Fuß der blauen Berge") eingekauft. Die Dritten Programme setzten mit Kultur-, Bildungsund Regionalsendungen neue Akzente. Vor allem das Genre Krimi erfreute sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung. "Das Halstuch" von Francis Durbridge legte 1962 das komplette öffentliche Leben in Deutschland lahm und erreichte eine Einschaltquote von 90 Prozent. Aber auch Filme, die sich mit der Vergangenheitsbewältigung auseinander setzten ("So weit die Füße tragen") oder sozialkritische Literaturthemen aufgriffen ("Wer einmal aus dem Blechnapf frisst..."), waren regelrechte "Straßenfeger".

Bilder in Farbe

Ein weiterer Meilenstein der Fernsehgeschichte war die Einführung des Farbfernsehens im Jahr 1967: Mit einem Knopfdruck des regierenden Bürgermeisters Willy Brandt startete am 25. August 1967 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin offiziell das Farbfernsehen in Deutschland. Dabei passierte eine kleine Panne: "In der Hoffnung auf viele friedlichfarbige aber auch spannendfarbige Ereignisse gebe ich jetzt den Startschuss für das deutsche Farbfernsehen", sagte Brandt. Doch weil er das Drücken des Knopfes kurz verzögerte, erstrahlten die Bilder schon einige Sekunden vorher in Farbe. Ein nervöser Techniker hatte das Signal zu früh ausgelöst. Abgesehen von dieser Panne, verlief die Einführung des Farbfernsehens jedoch reibungslos. Die Fernsehindustrie wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor der BRD, das Gerät zum Massenprodukt. Bis Anfang der 70er Jahre wuchs die Zahl der Haushalte mit einem Fernsehgerät um jährlich 1,1 bis 1,4 Millionen. 1975 erreichte die Fernsehdichte in Deutschland 93 Prozent.

Konkurrenz für ARD und ZDF: Das Privatfernsehen

Mitte der 80er Jahre erfuhr das Fernsehen in Deutschland eine gewaltige Zäsur: 1984 fiel der Startschuss für das kommerzielle Fernsehen, RTL und Sat.1 gingen auf

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Sendung. Zuvor waren die Übertragungskapazitäten durch Kabelund Satellitenkanäle erweitert worden, denn die terrestrischen Frequenzen waren bereits von den öffent- lich-rechtlichen Sendern besetzt. Das duale Rundfunksystem Deutschland – mit den Privatsendern als Gegenpol zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF. Es folgten weitere private Sendern wie Pro 7, Vox oder RTL 2. Da die Privaten sich über Werbung finanzieren, wurden Einschaltquote und Marktanteil zum entscheidenden Kriterium für die Beurteilung einer Sendung oder eines Films. Das Publikum musste von nun an mit stets wiederkehrenden Werbeunterbrechungen des Programms leben. Mit den Privaten kamen aber auch neue Programmformate wie Comedy, Reality-TV und Daily Soaps auf den Bildschirm, die dem Zuschauer bis dahin noch nicht im Fernsehen präsentiert worden waren. Und noch ein Akteur betrat in dieser Zeit die Bildfläche: Im Februar 1991 startete der Sender Premiere sein Programm. Damit hatte das Pay-TV – Fernsehen, für das der Zuschauer als Abonnent direkt bezahlt – auch Deutschland erreicht.

Digitales Fernsehen

Seit Anfang des 21. Jahrhunderts werden die analogen Übertragungswege in Deutschland zunehmend digitalisiert. So startete im August 2003 in Berlin das digitale terrestrische Fernsehen (DVB-T), das die Ausstrahlung von mehr Programmen in besserer Qualität ermöglicht. Außerdem ist DVB-T über einen speziellen Empfänger im Prinzip überall zu empfangen. Im Gegensatz zum Kabel-Fernsehen fallen nach der einmaligen Anschaffung des Empfängers keine weitere Kosten an. Auch Kabelund Satellitenfernsehen wird zunehmend in digitaler Form angeboten1. (7 800)

Digitales Fernsehen – Grundlagen

Was man über digitales Fernsehen wissen muss

Digitales Fernsehen soll das analoge TV bis 2010 in Deutschland vollständig ablösen. Aber was ist eigentlich digitales Fernsehen und wo liegen die Unterschiede zum bisherigen TV?

Digitales Fernsehen – was ist das?

Bislang funktionierte Fernsehen mit analoger Technik, bei der ein komplettes TV-Bild 25-mal pro Sekunde auf die Bildschirme gesendet wird. Mit der in den 1990-er Jahren entwickelten digitalen Fernsehnorm DVB (Digital Video Broadcasting) werden nicht mehr die ganzen Bilder, sondern nur noch die Veränderungen zum zuvor gesendeten Bild komprimiert (im sog. MPEG2-Format) übertragen und zwar wie beim Computer als Ziffernfolgen (zumeist 0 und 1). Vorteil: Über die Datenleitungen können mehr Programme gesendet werden, da sich die Kapazität verbessert: So ersetzen bis zu zehn digitale Programme einen analogen TV-Kanal.

Technische Voraussetzungen

Digitales Fernsehen kann per Kabel (DVB-C), Satellit (DVB-S) oder Antenne (DVB-T) sowie künftig auch über entsprechende Handys (DVB-H) empfangen wer-

1 http://www.planet-wissen.de/kultur_medien/radio_und_fernsehen/fernsehgeschichte_in_deutschland/ 27

den. Ein neues Fernsehgerät muss für den Empfang des digitalen Fernsehens nicht gekauft werden. Benötigt wird ein Empfänger, der die digitalen Daten in analoge Signale rückverwandelt. Ein solcher Digital Receiver (sog. Set Top Box) wird zwischen TV-Gerät und Kabel oder Satellit angeschlossen. Neuere Fernsehgeräte verfügen in der Regel bereits über ein integriertes Empfangsmodul, so dass in diesem Fall kein zusätzlicher Receiver benötigt wird (Ausnahme: Nutzung kostenpflichtiger Angebote, z.B. Programm-Abos).

Empfangsvarianten im Einzelnen

Kabel: Wer bereits einen Kabelanschluss im Haus hat, der kann am bequemsten auf digitales Fernsehen umstellen und zukünftig bis zu 500 Programme in bester Bildund Tonqualität sowie zahlreiche Zusatzdienste empfangen, darunter auch Internetzugang und Telefonieren. Im Vergleich zu DVB-S und DVB-T fällt beim Kabelempfang allerdings eine monatliche Nutzungsgebühr an, dafür können mehrere TV-Geräte von einem Kabelanschluss versorgt werden. Wer sich einen Kabelanschluss zulegen möchte, sollte allerdings zunächst klären, ob ein solcher Anschluss am eigenen Wohnort verfügbar ist.

Satellit: Um digitales Fernsehen empfangen zu können, benötigt man neben dem Receiver eine digitaltaugliche Empfangsanlage mit einem sog. Universal-LNB (Low Noise Blockconverter). In naher Zukunft sollen bis zu 1000 Rundfunkprogramme sowie zusätzliche Informationsdienste ausgestrahlt werden, Internet und Telefonieren sind per Satellit aber nicht möglich. Zusätzliche monatliche Gebühren fallen beim Satellitenempfang nicht an. Die Empfangsqualität kann durch sehr schlechtes Wetter beeinträchtigt sein.

Antenne: Fernsehempfang über eine klassische Zimmeroder Dachantenne ist künftig nur noch digital möglich. Je nach Wohnort reicht neben dem (integrierten) Receiver eine Zimmerantenne zum Empfang. In Empfangs-Randgebieten wird eine Außenoder Dachantenne benötigt. Eine flächendeckende Einführung von DVB-T ist vor allem in ländlichen Gebieten nicht geplant. DVB-T kann via Antenne auch im Freien und im Auto empfangen werden (sog. Überall-Fernsehen). Die Zahl der Programme ist zunächst auf 30 beschränkt. Monatliche Nutzungskosten fallen nicht an. Die Empfangsqualität kann gegenüber Kabelanschluss und Satellit geringer ausfallen1. (3 300)

Mobilfunk Geschichte

Mobilfunk ist Normalität, ist Alltag. Das war nicht immer so. Der Weg zur "Generation Handy" war lang und dauerte Jahrzehnte. Die Erreichbarkeit im Alltag über Handy, Smartphones und andere funkbasierten Techniken, hat eine Geschichte und wäre ohne frühere Erfindungen und Entdeckungen nicht möglich gewesen.

Die Mobilfunk-Geschichte beginnt nicht mit Rauchzeichen, auch wenn diese genau genommen eine Frühform des Mobilfunks darstellen. Vielmehr war es der Te-

1 http://www.wissen.de/digitales-fernsehen-grundlagen

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legraf. Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Technik der Telegrafie sehr schnell und schon bald entstanden vielerorts Telegrafen-Netze, die eine schnelle Nachrichtenübermittlung per Morsealphabet ermöglichten und als Vorläufer der Telefonnetze und des späteren Handys gelten.

Funk-Telegrafie – Start der Mobilfunk-Geschichte

Manko dieser Technik war, dass ein Übertragungskabel notwendig war. Das änderte sich erst am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Entdeckung der Funkwellen. Die Mobilfunk-Geschichte begann spätestens zu dieser Zeit. Denn mithilfe der Funkwellen entwickelten unabhängig voneinander Guglielmo Marconi und Ferdinand Braun erste Funkverbindungen mit Funktelegrafen. Nur wenig später, bereits 1901 gab es die erste erfolgreiche transatlantische Funkverbindung. Der Funk insgesamt entwickelte sich schnell: 1923 startete der erste deutsche Radiosender und auch die deutsche Reichsbahn nutzte sehr früh den Funk. Nach einem mehrjährigen Erproben richtete sie auf der Strecke Hamburg-Berlin 1926 einen Zugfunk ein.

Telefon: Basis der Mobilfunk-Geschichte

Die Mobilfunk-Geschichte wäre trotzdem ohne Telefon nicht möglich gewesen. Handys und Smartphones basieren wesentlich auf dem Telefonprinzip, das 1860 entwickelt wurde und 1876 von Alexander Graham Bell zur Marktreife gebracht wurde. Das Telefon ersetzt sehr schnell den Telegrafen und wurde schnell zu einem bedeutenden Telekommunikationsmittel.

Die ersten analogen Mobilfunknetze

Ein wichtiger Etappenpunkt in der Mobilfunk-Geschichte der Bundesrepublik war 1958 die Einrichtung des A-Netzes. Erstmals konnten Menschen von unterwegs telefonieren und waren erreichbar. Die Geräte waren groß, schwer und teuer, sodass sie ausschließlich als Autotelefon der Elite eingesetzt wurden. Das Netz war dennoch nach wenigen Jahren ausgelastet, sodass 1972 das B-Netz ins Leben gerufen wurde. Trotz wesentlicher Verbesserungen war die Technik schwerfällig und wenig konsumentenorientiert. So brachen wie im A-Netz Verbindungen beim Überqueren von Sendebereichen ab und mussten durch erneute Anwahl wiederhergestellt werden. Das änderte sich erst mit dem letzten analogen Netz in der Mobilfunk-Geschichte, dem C-Netz von 1984. Erstmals gab es landesweit eine feste Rufnummer für die Teilnehmer. Da die europäischen Nachbarn anderen Netztechniken den Vorzug gaben, war dagegen Roaming, also eine Erreichbarkeit im Ausland praktisch unmöglich. Dennoch ist das C-Netz ein wichtiger Schritt in der Mobilfunk-Geschichte gewesen, denn immer mehr Menschen telefonierten mobil. Bis zu 850.000 Teilnehmer zählte das Netz.

Digital und immer schneller

Die Mobilfunk-Geschichte nahm einen Wendepunkt, als 1992 das D-Netz startete. Erstmals war Mobilfunk digital und das Handy konnte über mehr Funktionen und fallende Preise einen Massenmarkt ansprechen. Im Zuge der Entwicklung der Computertechnologie und bei technischen Standards verkürzten sich die Zeitabstände für Neuerungen in der Mobilfunk-Geschichte immer weiter. WAP, UMTS, LTE – die Entwicklung der Übertragungsstandards und Technik schreitet stetig und immer

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schneller voran. Handys können beispielsweise erst seit Mitte der 1990er Jahre SMS versenden. Heute sind es allein in Deutschland über 40 Milliarden pro Jahr. Funktionen wie Radio, MP3-Player, GPS Navigation und Kamera sind nur wenige Jahre alt und gehören längst zum Standard bei der Handyausstattung. Zudem ändert sich die Mobilfunk-Geschichte erneut: Endgeräte werden noch wichtiger und benutzerfreundlicher. Immer leistungsfähigere Smartphones kommen auf den Markt, die mit unzähligen Apps ein Dienstleister, Helfer oder Spielzeug für fast alle Fälle werden.

Die Mobilfunk-Geschichte der Zukunft

Gerade weil die technische Entwicklung an Geschwindigkeit gewinnt, ist die Mobilfunk-Geschichte längst nicht abgeschlossen. In den nächsten Jahrzehnten werden Mobilfunkgeräte über immer mehr Funktionen und technische Möglichkeiten verfügen. Wesentliche Arbeiten können per Smartphone oder Handy erledigt werden und die Geräte werden voraussichtlich selbst für Bereiche eingesetzt, von denen die Menschen heute noch nicht glauben, dass dies möglich sein wird. Es bleibt spannend die Mobilfunk-Geschichte zu verfolgen, das gilt für die technische Basisentwicklung, aber auch für die Endgeräte und ihre Funktionsvielfalt1. (4 100)

Rekord – Übertragung von 43 Tbps über eine Glasfaser

Eine dänische Universität übertrifft den bisherigen Rekord bei der Übertragung über einen Laser und eine Glasfaser, der bislang vom Karslruher Institut für Technologie gehalten wurden.

Die neuen Rekordhalter bei der Datenübertragung über eine Glasfaser kommen aus Lynbgy. Dort ist das Team der Photonik-Forscher der Technischen Universität Dänemark beheimatet. Die Forscher haben mit einem neuen Durchbruch über einen Kanal 43 Terabit pro Sekunde übertragen. Bislang wurde der Rekord von einem Team des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit 26 Terabit pro Sekunde gehalten.

Den neuen Rekord konnten die Forscher erreichen, indem sie mit einer neuen Form von optischen Leistungen arbeiten. Diese Technologie stammt von dem japanischen Telekommunikationsunternehmen NTT. Statt wie standardmäßig einem Kern, verfügt die NTT-Fibre über sieben Glaskerne. Damit werden höhere Übertragungsraten auf gleichem Raum möglich. In einem "Post Deadline Paper" auf der internationalen Konferenz CLEO 2014 in San Jose wurden die Ergebnisse der Wissenschaftler bereits bestätigt.

In praktisch genutzten Netzwerken kommt heute die Technologie DWDM (Dense Wavelength Division Multiplexing) zum Einsatz. Dabei können mehrere Informationskanäle über eine Faser gesendet werden.

Die Forscher aus Lynbgy hingegen wollen mit ihrer Technologie belegen, dass es möglich ist, sehr großen Datenmengen über einen einzelnen Kanal zu senden, denn das spare laut den Forschern besonders viel Energie. Und das ist nicht nur für den Umweltschutz ein wichtiges Argument, sondern auch für Betreiber und Hersteller

1 http://www.mobilfunk-geschichte.de

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